Eigentlich hatte Mei nicht einmal im Ansatz Interesse daran, später einmal das Kasino ihrer Eltern zu leiten. Weil … Sie nicht gerade gut im Umgang mit Geld war, Zahlen nicht ausstehen konnte und ein Studium in Wirtschaft oder Finanzen sich trockener anhörte, als falsch gebackenes Cornbread. Aber so war es eben; niemand fragte sie nach ihrer Meinung, denn es wurde von ihr erwartet. Schließlich konnte sie sich praktisch in das gemachte Nest setzen, ohne dafür einen Finger zu heben. Na ja, abgesehen vom Studium, halt. Aber der Rest? Würde ihr in den undankbaren Schoß fallen. Anders als Cyrus hatte sie nicht das Bedürfnis, ihre Eltern zu übertrumpfen, denn die Dynamik in ihren Familien war von Grund auf verschieden. Wo sich ihre wenigen Verwandten bevorzugt in die Natur zurückzogen und das Erarbeiten von finanziellen Mitteln der neuen Generation überließen, steckte bei den Langfords jeder von ihnen mit im Geschäft. Auf die eine oder andere Weise, eben.
Auch, wenn sie gern in seiner Nähe war, würde sie sich nicht zu einer glorifizierten Sekretärin degradieren lassen. Zweifellos würde er sie mehr als großzügig bezahlen, aber es war eben auch nicht das, was sie wollte.

Das Drachenmädchen kuschelte sich an ihren Freund, genoss die Berührungen und seufze selig. Seine Bestätigung bedeutete ihr viel. Dass er sich auf ihre Aufforderung einließ und das Versprechen tatsächlich mit einem Wangenkuss besiegelte, stimmte sie fröhlich. Ihre Augen leuchteten geradezu von innen heraus – vielleicht war das auch ihre Magie, welche dort mit hineinspielte – und hätte dem Funkeln der Sterne Konkurrenz gemacht, wäre es nicht helllichter Tag. Sie schmunzelte. „Du würdest mich niemals anlügen, Cy. Das weiß ich.“ Sein Wort hätte ausgereicht, aber in diesem Augenblick hatte sie sich schlicht nach … mehr gesehnt. Natürlich würde auch ein einfacher Kuss keinen Unterschied machen, immerhin war es keine wirkliche Magie. Aber darum ging es nicht.
Seine nächste Frage traf sie unvorbereitet, und sie zog nachdenklich die dunklen Brauen zusammen. Ließ sich die Worte durch den Kopf gehen, drehte und wendete sie mehrfach, während sie über eine passende Erwiderung nachdachte. „Ich weiß es nicht“, gab sie schließlich ehrlich zu. „Auf der einen Seite hoffe ich, ein bisschen mehr wie Naoki zu sein.“ Weniger menschenscheu als die anderen Drachen, aufgeschlossen, freundlich und kompetent. Dazu in der Lage, alles für seine Eltern zu regeln und dabei nichts als Souveränität auszustrahlen. Allerdings auf eine umgängliche Weise. Falls das sinnig war. Mei wusste es nicht. „Auf der anderen … Will ich immer noch ich selbst sein.“ Ja, aber wer oder was war das? Die Mei, welche Cy über die letzten Jahre kennen und lieben gelernt hatte, war im steten Wandel. Auch jetzt … Erlag sie langsam aber sicher dem Einfluss einer gewissen Chinesin, welche im Begriff war, sich in ihr verzogenes reiche-Mädchen-Herz zu schummeln. Es hatte sie schon ein wenig weicher gemacht, als sie es vor zwei Jahren noch gewesen war. Und Mei wusste nicht so recht, ob ihr das gefiel.
Die Dunkelhaarige drehte den Kopf, sodass sie Cy ins Gesicht blicken konnte. „Was ist mit dir? Wie wirst du sein?“