Der Nebel war dicht und ätzend, ein lebendiger Feind, der jede Unachtsamkeit bestrafte. Ray hatte sich noch nie so auf ihre Instinkte verlassen müssen, aber sie hielt sich an Riley, der alles unter Kontrolle hatte. Jeez, don’t make me blush, hatte er vor ein paar Minuten gesagt, als sie ihm einen Blick zugeworfen hatte, der eindeutig Zuspruch suchte. Der Kommentar hatte sie kurz aus dem Konzept gebracht, doch jetzt war dafür keine Zeit. Ihr Fokus lag auf dem Nebel, und den flüchtigen Bewegungen von Dan und Aura vor ihnen. „Dan, slower!“ rief sie, ihre Stimme gedämpft durch den Stoff, den sie vor Mund und Nase gezogen hatte. Ihre Augen verengten sich, als Dan wieder einmal ihre Anweisung ignorierte und durch den Nebel stolperte, als könne er seine eigene Unverwundbarkeit beweisen. Aura hingegen hielt sich näher bei ihnen, aber sie wirkte abgelenkt, fast verloren in ihren eigenen Gedanken.

Riley reagierte schneller als sie, zog Dan wortlos am Kragen zurück, während Ray sich an Aura richtete „Move it, sunshine,“, gab ihr einen leichten Stoß, der sie aus ihrer Trance riss. Aura warf ihr einen Blick zu, aber sie widersprach nicht. Ray hielt ihre Position, ihr Blick sprang zwischen den Bäumen hin und her. Etwas fühlte sich falsch an, nicht nur der Nebel oder das Gift darin. Es war, als würde der Wald selbst den Atem anhalten, eine Stille, die mehr nach Erwartung als nach Ruhe klang. „There’s something else,“ sagte sie leise. Das Atmen wurde schwerer, jeder Schritt verlangte mehr Konzentration, aber sie hielten den Rhythmus, bewegten sich langsam und methodisch nach Osten. Die Dunkelheit des Waldes wurde dichter, und der Nebel schien sich fast an ihnen festzukrallen, doch schließlich lichtete er sich, enthüllte die klare Luft jenseits der Baumgrenze. Ray zog tief Luft und schüttelte den Kopf. „Well, that was fun.“ Dan sackte auf die Knie, sein Gesicht kreidebleich versuchte er seinen Atem zu regulieren. „You don’t get points for nearly dying, Dan,“ sagte Aura scharf, der erste Beitrag den sie leistete. „Next time, listen. Or stay out of the field.“ Dan murmelte etwas Unverständliches, aber die Vampirin hatte bereits den Kopf geschüttelt und drehte sich zu Riley. Die letzten Sonnenstrahlen waren verschwunden, vielleicht war sie dadurch konzentrierter. Ray spürte, wie sich die Spannung in ihrem Brustkorb langsam löste. Der Nebel war hinter ihnen, und sie hatten es alle geschafft. Aber in Rileys Blick lag noch etwas anderes, ein Schatten, der nicht so schnell verschwinden würde. „Did someone bring snacks?“, vielleicht sollten sie sich kurz sammeln, ehe sie weitergingen. Ray entfaltete die Karte und blickte darauf.

Es war schon eine Erleichterung, dass er nicht alle Drei durch die Gegend schubsen musste. Ray übernahm einen Teil und überließ ihm nicht alle Schritte und Ansagen. Nachdem sie aus dem giftigen Nebel raus waren und Dan auf die Knie sank, sah er auf ihn hinab und versuchte abzuwägen wie seine Chancen standen. Vermutlich hatte er sich die ganzen Atemwege verätzt und die Giftstoffe breiteten sich in seinem Körper aus. Mit Behandlung und den Heilkräften, würde das bestimmt wieder werden, aber jetzt auf der Mission wäre er die restliche Zeit ein absoluter Klotz am Bein. Im wahrsten Sinne. Der Kerl war vom Körperbau Klotz.
Riley ließ seinen Blick über die Umgebung wandern. Er horchte…Es war auffallend Still hier. Keine Vögel die zwitscherten oder krähten. Kein Grillenzirpen. Keine Frösche die in dem schlammigen, dichten Wald rumquaken. Nichts.

Entweder war das dem Nebel geschuldet, der von da rübergezogen war oder es war etwas anderes. “We should make sure that we don’t end as snack.“ So sehr er auch für Essen und Energieaufnahme war, stellte er das gerade hinten an. Riley stellte sich neben Ray und sah mit auf die Karte. Das erste Mal, dass er genauer drauf sah. “We should be in this area.“ Er tippte mit dem Finger auf einen Punkt der Karte. They even marked the spots with potencial danger, like a good scout would do.“[/b] Nur hatten sie keine konkreten Symbole genommen, sondern einfach Totenköpfe. “We probably find tje object in the ruins.“ Er tippte aufs äußere Ende der Karte. “That swamp-forrest is marked with a lot of skulls, but if we walk along the edge of the forest, we need until sunrise and that is problematic for the sun-phobic.“ Er sah zu Aura, bevor er wieder auf Dan runter sah. Der würde den langen Marsch vermutlich auch nicht aushalten.

“The forest it is!“, entschied Aura. “First we need to know what is inside of there.“ Es war Dan, der die Antwort dazu lieferte, wenn auch halb gezielt. “Am I tipping or does that stone over there look like rabbit.“ Rileys Augen folgten dem Fingerzeig. Versteinerter Hase. Fuuuuck. Jagdgebiet von einem Basilisk. Die wollten hier aber ganz dringend aussortieren! Ihn vielleicht sogar gleich mit. “Probably shouldn’t have told Rojas that he’s a piece of shit…“, murmelte er.

Dan war etwas älter als sie, kam allerdings erst später ins Orphanage, theoretisch wäre sie dennoch gewillt sich zumindest temporär unterzuordnen, wenn es ihr Überleben sicherstellen würde. Allerding hatte der Wolf bereits in der letzten Mission mit Levi, Sahara und Sam bewiesen, wie wenig man sich auf ihn verlassen konnte, weil der sich eben nur auf seine physische Stärke verließ und dabei alles andere außer Acht ließ. Aura dagegen war eine Person der sie nicht einmal mit dieser Karte vertrauen wollte, Hinterlist schien ihr zweiter Name zu sein. So zu tun als hätten sie eine Alliance für diese Mission war in Ordnung, solange noch andere beteiligt waren, aber niemals würde Ray der Vampirin auch nur einen Hauch Vertrauen entgegen bringen. Riley dagegen… war etwas völlig anderes. Von daher war sie froh, dass er dieses dysfunktionale Team als erfahrenes Bindeglied zusammenhielt, sie alleine hatte da wenig Chancen. Auch der schien die lauernde Stille negativ zu deuten. Ihre Idee sich zu stärken wurde schnell verworfen, schließlich sollte er recht behalten, lieber selbst weniger gegessen, als gegessen worden zu sein.

Sie folgte der Bewegung von Rileys Finger, nickte dann, ehe sie dem Gespräch um den bevorzugten Weg verfolgte. „Shit…“, war ihr einziger Kommentar, als sie den Hasen sah, schließlich war das hier keine Kunstausstellung von jemandem der sich Medusa nannte, sondern deutete auf einen Basilisken hin. „That explains why the spiders were running INside not OUT…“, mochten sich diese Gattungen bekanntermaßen schließlich überhaupt nicht. Jeder andere hätte für die Worte über Mothers rechte Hand einen bissigen Kommentar geerntet, Riley sah sie nur einen Moment lang an, den Kopf schüttelnd. „Yeah, someone’s supposed to die here… but that’s not us!“, Peptalks konnte sie wohl auch auf ihren CV schreiben. “We should stick together, Dan can you get it together and rely on your senses? We have two werewolfs and a vampire, someone should be able to track that beast if it gets to close. And we’re four, it’s most likely just one, they don’t share hunting ground, do they?!” Mehr faktisch ausgesprochen als fragend, wendete sies ich dennoch an ihre Teamkameraden, packte kurz einen Beefstick aus und warf ihn, simultan mit einem ihrer Dolche in Richtung Dans. Der Snack prallte von ihm ab, während die Klinge in seinem Oberarm landete. Sollte wohl die Heilung triggern und hoffentlich die Erschöpfung des Nebels verbannen.

Sie hatten kein geeignetes Equipment dabei, damit sie einen Basilisken mit wenigen Risiken erledigen konnten. Die kurzen Klingen der Messer konnten nur an wenigen Stellen zu wichtigen Organen durchdringen, um so mehr Schaden anzurichten. In Anbetracht dessen, dass sie so gut wie blind kämpfen müssten, damit sie nicht versteinert wurden…Und dann noch mit zwei Teammitgliedern, die er zur Zeit mehr als Behinderung als Bereicherung sehen konnte. “If you say so.“ Riley würde schon davon ausgehen, dass sie hier eine SEHR anspruchsvolle Quest gewählt hatten, um auszusieben.
“Only during the mating season.“ Bei Basilisken war er sich nicht sicher ob das zu einer bestimmten Jahreszeit war oder einfach wenn sich die Geschlechter über den Weg schlängelten. “How well can you fight blind? Especially in relation to the fact that the enemy has no feet.“ Bei den Riesenschlangen abzuschätzen wo der Kopf sich gerade befand, wenn man die Augen geschlossen halten musste, erforderte einiges an Erfahrung. Und die zweifelte er ganz stark an.

“I have trouble breathing. How would I rely on my senses. Argh!“ Dan zog den Dolch direkt wieder aus seinem Arm. “Are you insane?!“ Kapierte er natürlich nicht, dass es der Heilungsbeschleunigung dienen sollte. Immerhin warf er nicht zurück, sondern mampfte den Beef Snack. We need to be quiet and move quick. We need to avoid a fight. Communicate with hand signals and watch your step. This is a swamp.“ Wenn einer im falschen Moment stecken blieb, dann war das ein Problem und sie hatten ohnehin keine Zeit für Verzögerungen. “I rather fight a snake, than the sun…So. Let’s go“, warf Aura ein.

“Ray take the lead, I’ll go last.“ Die Problemfälle in der Mitte, um sie im Blick zu behalten.

"The answer will have to be: 'good'...", ob sie blind kämpfen konnten. Sie hatten keine Wahl. Die Luft im Wald war schwer und feucht, der Geruch von verrottendem Laub und stehenden Wasserlöchern drückte auf die Sinne. Der dichte Baldachin aus Blättern ließ kaum Licht durch, aber das war wohl besser so. Weniger Licht bedeutete weniger Gelegenheit, dem versteinerten Blick des Basilisken zum Opfer zu fallen. Ray atmete tief durch, bevor sie sich umdrehte und die Gruppe musterte. Ihre Schultern strafften sich automatisch, ein Schutzmechanismus, der auch ihre Führungshaltung unterstrich. Dan stand unsicher da, den Dolch in der Hand, die andere auf seinem frisch behandelten Arm. Aura wirkte wie immer locker, fast schon unpassend entspannt, während Riley mit verschränkten Armen abwartete und Ray einen kühlen Blick zuwarf. „Okay,“ begann sie, ihre Stimme gedämpft, aber fest.

Ein Rascheln ließ sie innehalten. Ray hob die Hand, die Finger gespreizt, um die Gruppe zum Stillstand zu bringen. Sie lauschte, die Muskeln in ihrem Nacken angespannt. Das Geräusch war leise, aber nicht natürlich – keine Bewegung des Windes oder ein plätscherndes Wassergeräusch. Nein, das hier war etwas anderes. Etwas Schweres, das sich durch das Unterholz schob. „Get down,“ flüsterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Atemzug, begleitet von der entsprechenden Geste. Sie sank selbst in die Hocke, ihre Augen suchten den Schatten vor ihnen ab. Die Umrisse eines gewaltigen Körpers, geschmeidig und bedrohlich, tauchten am Rande ihres Sichtfeldes auf. Der Basilisk. Aura rollte die Augen und murmelte: „Yeah, yeah, General Ray. We get it.“ Ray schoss ihr einen warnenden Blick zu, bevor sie sich abwandte. Der matschige Boden unter ihren Stiefeln erzeugte ein leises, klatschendes Geräusch, das sie dazu zwang, ihre Schritte noch bedächtiger zu setzen. Ihre Gedanken rasten, während sie den Pfad vor sich scannte.

„Ray?“ Auras Stimme war kaum hörbar, aber sie spürte die Schärfe darin. „Don’t move!“ zischte sie zurück und legte eine Hand an den Griff ihres Dolchs. Das Vieh war nahe, aber nicht nahe genug, um sie zu wittern. Noch nicht. Sie zählte innerlich bis drei, die Sekunden dehnten sich wie Stunden. Dan kam leise näher, kniete sich neben sie. „Plan?“ Ray spürte seinen Atem an ihrer Wange und verdrängte das unpassende Gefühl des Ekels, das sie durchfuhr. „We keep moving. Slow. Quiet. If it comes to a fight...“ Sie hielt inne und sah ihm direkt in die Augen. „...we don’t split up. Got it?“

Leider wurden die eigenen Skills nicht davon besser, wenn man sich es einredete. Und sie kamen nicht von Geisterhand herbeigeflogen wenn man sie brauchte. Die Ausbildung dauerte nicht ohne Grund so lange. Rays Worte sollten wohl aufbauend sein, aber brachten ihr im Endeffekt nur einen skeptischen Blick seinerseits ein. Bestätigte nur, dass sie um jeden Preis einen Kampf verhindern mussten. Der Marsch durch das Sumpfgebiet ging eine Weile gut. Kurz bevor Rays Handzeichen kam, hatte er es ebenfalls gehört. Riley ging in die Hocke, wobei er sein Gewicht mit auf seine Hände verteilte, damit er nicht einsank. “Shhh“, mahnte er, wobei es sich fast anhörte wie ein Windrauschen. Er wollte nicht ebenfalls gegen das Plapperverbot verstoßen. “Alright, alright. Got it and yeah, we shut up now“, murmelte Dan. Als sie sich wieder in Bewegung setzten, zog er seinen Fuß mit Kraft nach oben, da er eingesunken war. Der Schlamm gab seinen Stiefel mit einem lauten PLOP! frei. Das andere Bein steckte auch fest. Nach dem Geräusch kam Panik auf. Dan schnaufte angestrengt, bekam dann noch einen Hustenanfall. Rileys erste Schritt ging auf ihn zu, um ihm zu helfen, aber es war zu spät. Der Basilisk war im Anmarsch. “Fuck, help me!“ Nicht mehr leise. Jetzt ohnehin überflüssig.

Aura hatte sich schon von alleine distanziert. Riley zog Ray mit in Deckung, signalisierte mit einem Handzeichen in Deckung zu bleiben und leise zu sein. Mit einem Happs war Dan weg und es war wieder still, abseits von den Bewegungen der Riesenschlange, die züngelte und noch nach weiteren Snacks suchte. Als sich der riesige Kopf in Auras Richtung drehte, kniff sie die Augen zu, aber wollte wohl nichts dem Schicksal überlassen. Sie warf einen Stein an den Baum, hinter dem Riley und Ray hockten. Der Schlangenkopf fuhr herum. Der Werwolf unterdrückte ein Knurren. Kameradenschwein! Absolutes Todesurteil! Er verwandelte sich innerhalb eines Wimpernschlags in einen übergrößen schwarzen Wolf mit hellblauen Augen und schoss aus der Deckung, wobei er die Aufmerksamkeit der Schlange auf sich zog. Darauf bedacht nicht versteinert zu werden, verließ er sich auf seine Schnellig- und Wendigkeit. Der massige Basilisk brauchte länger um die Richtung zu wechseln und musste Bäumen ausweichen.

Riley sprintete auf Aura zu und biss ihr ins Bein. Wenn die sie als Bait benutzten wollte, dann hatte sie dasselbe Schicksal verdient. Sie schrie auf, machte sich zum Ziel, was nicht mehr ganz so schnell wegrennen konnte. Der Werwolf ging in Deckung, womit der Basilisk das blutende und weglaufende Opfer wesentlich interessanter fand. Riley rannte zu Ray zurück, schob sich von hinten zwischen ihre Beine und richtete sich auf, womit ihre Beine leicht über dem Boden schwebten. Sie mussten schleunigst Distanz gewinnen und mit vier Pfoten waren sie wesentlich schneller. Er würde erst am Waldrand wieder stoppen.

Sie konnte spüren, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten, als die Anspannung zwischen ihnen förmlich greifbar wurde. Das schwache Rascheln der Blätter über ihnen und das leise Glucksen des Sumpfwassers waren die einzigen Geräusche, bis das PLOP! von Dans Stiefel alles zerstörte.Ray spürte, wie ihr Herzschlag einen Moment aussetzte, als das Geräusch durch die Stille schnitt. Sie wollte etwas sagen, irgendetwas, um die Situation zu retten, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Riley…“ flüsterte sie, aber er hatte schon reagiert. Sein Handzeichen war eindeutig, und obwohl sie nicht daran zweifelte, dass er wusste, was er tat, konnte sie das Unbehagen nicht abschütteln. Der Basilisk war da. Ihre Muskeln spannten sich an, als sie das massive Geschöpf näherkommen hörte, das Züngeln des Ungeheuers wie das leise Sirren einer geladenen Waffe.

Dan war weg, bevor sie richtig reagieren konnte. Es ging so schnell, dass Ray den Kopf schüttelte, als wollte sie das Bild aus ihrem Bewusstsein löschen. Verdammt. Sie fühlte sich wie ein Anfänger. „Listen….“, wollte sie sagen, aber ihre Lippen bewegten sich nicht, und ihre Gedanken wurden von einem dumpfen Knall unterbrochen. Aura. Fucking Aura. Ray sah, wie der Stein durch die Luft flog und gegen den Baum hinter ihnen prallte. Es war, als ob alles in Zeitlupe ablief – der Kopf des Basilisken, der sich drehte, Rileys Blick, der aufleuchtete, und dann die Explosion aus schwarzem Fell und Energie, als er sich verwandelte.

„Shit“, murmelte Ray, als sie sah, wie er auf Aura zustürmte. Der Biss, der Aufschrei, das Blut. Sie wollte aufspringen, helfen, irgendetwas tun, aber ihre Beine fühlten sich an, als wären sie im Sumpf festgefroren. Er war wieder bei ihr, bevor sie überhaupt realisierte, was passiert war. Sein Atem war rau, seine blauen Augen fast glühend in der Dunkelheit, und dann – ohne Vorwarnung – schob er sich unter ihre Beine. „What the…“ rief sie, aber er antwortete nicht. Sie fühlte, wie der Boden unter ihr verschwand, als er sie hochhob, ihre Beine über dem Boden schwebend. „Let me…“, fauchte sie, aber er rannte bereits los, vier Pfoten stampfend, schneller als sie es je alleine hätte schaffen können. Der Sumpf verschwamm um sie herum, Bäume und Büsche zogen vorbei, während der Basilisk hinter ihnen in die Richtung stürmte, in die Aura gelaufen war. Ray klammerte sich an seinem Fell fest, die Hitze seines Körpers und der rasante Rhythmus seines Atems unter ihren Fingern. Die Realität fühlte sich surreal an, als sie durch den Sumpf jagten, ein riesiger schwarzer Wolf mit einer Chimäre auf dem Rücken. Und für einen winzigen Moment, mitten in all dem Chaos, konnte sie nicht anders, als leise zu lachen – nicht aus Freude, sondern aus einer Mischung aus Erleichterung und Wahnsinn. Vielleicht dachte sie sogar kurz darüber nach ihr Bein über seinen massiven Wolfskörper zu schwingen, aber sie ermahnte sich es nicht zu tun.

Am Waldrand hielt Riley abrupt an, ließ sie unsanft absteigen, bevor er sich zurückverwandelte. Seine Schultern hoben und senkten sich, während er schwer atmete, und Ray öffnete den Mund, um etwas zu sagen – irgendetwas, das die Situation erklären oder entschuldigen könnte. „Well, that was fun!“, kommentierte sie, ihre heutige Definition von Spaß eindeutig fragwürdig. Ray schnaubte, verschränkte die Arme und starrte in die Dunkelheit des Waldes zurück. „Guess now we only have to find the ruins. Easy.“

Der schwarze Wolf gab ein Knurren von sich, als sie protestieren wollte. Sie konnte zwar schnell laufen, aber nicht so schnell wie vier Pfoten und ein Körper der für Hetzjagd ausgelegt waren. Two lost her life and one her mind. Not good for my stats!, fuhr ihm bei ihrem Lachanfall durch den Kopf. Normalerweise trug er keine Teamkameraden auf seinem Rücken herum. Das fühlte sich auch vollkommen falsch für ihn an, aber wenn er zumindest einen lebend aus dem Wald bringen wollte, dann war das ein Übel was er eingehen musste.
Kaum wieder auf freiem Feld, bremste er ab und warf sie fast wie ein bockendes Pferd ab. Nur das sie hoffentlich genug Körperkontrolle hatte um auf den Beinen zu landen und sich nicht das Kreuz zu brechen. Der schwarze Wolf schüttelte den Stress ab, bevor er sich in Menschenform zurück verwandelte. Außer Atem, nackt und mit seichtem Schweißfilm auf der Haut, der im Mondlicht schimmerte, sah er sie entrüstet an. “Fun? If you call a desaster fun, maybe! Fuck! I told you to shut up, but you didn’t. None of you!“, blaffte er sie an.

Das hätte sie fast alle das Leben gekostet. Am meisten fuckte ihn jedoch Aura ab, die sie als Ablenkung verfüttern wollte. “Fucking vamp bitch. I hope she dies slowly!“, knurrte er vor sich hin und marschierte los, nachdem er sich kurz an den Sternbildern orientierte, damit er in die passende Richtung für die Ruinen ging. “Is there another skull on the map? You still have the map, right?“ Wenn sie die Karte jetzt unterwegs auch noch verloren hatten…was ein beschissener Tag!

Die kalte Nachtluft brannte in Rays Lungen, als sie auf dem harten Boden landete. Sie rollte sich mit geübter Eleganz ab, ihre Muskeln spannten sich, doch ihr Gleichgewicht hielt. Kein Kreuz gebrochen. Gut. Als sie sich aufrichtete, sah sie, wie Riley sich in seine menschliche Gestalt zurückverwandelte – nackt, mit einem Schweißfilm auf der Haut, vollkommen außer Atem und vor Wut kochend. Sein Bellen prallte an ihr ab, ein kleines Grinsen zupfte noch an ihren Mundwinkeln. „Desaster can be fun!“ Es war ihr egal, dass er nackt war – im Fort war das nichts Besonderes. Werwölfe hatten kein Schamgefühl, und nach all den Jahren war es für sie so normal wie Blut an den Händen. Ihre Gedanken flackerten kurz zurück in den Wald, dorthin, wo Schatten über Knochen tanzten. „Fucking vamp bitch. I hope she dies slowly!“ Rileys Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Seine Wut lag schwer in der Luft, lodernd und unerbittlich. Ray erwiderte nichts. Was hätte sie auch sagen sollen? Aura hatte sie zum Sterben dagelassen. Sie alle.

Als Riley losmarschierte, folgte sie ihm instinktiv. Sie hatte nichts zu ihrer Verteidigung zu sagen, er hatte Recht, sie waren zu laut gewesen. Ihre Finger glitten über die Innenseite ihrer Jacke, fanden den vertrauten Rand des Pergaments. „I still have it,“ murmelte sie und entfaltete die Karte. Der Mond tauchte das Papier in blasses Licht, während ihre Augen über die eingezeichneten Symbole glitten. Sie ließ ihre Finger über die Linien fahren, bis sie an einer neuen Markierung stoppte – ein weiteres Totenkopfsymbol, nicht weit entfernt. „There’s another skull. Here, right on top of the ruins.“ Ihre Stimme klang ruhiger, als sie sich fühlte. Was würden sie noch bekämpfen müssen, Spinnen, Nebel, ein Basilisk, und sie waren bereits in ihrer Teamstärke halbiert. Ihre Hand krampfte sich kurz um den Rand des Pergaments, dann atmete sie aus und bewegte sich weiter. In die Hocke gegangen, fuhr sie mit der Hand über den Boden und wollte gerade weiter gehen, als sie aus dem Wald ein markerschütterndes Grollen vernahm. „Did you… hear that?“ Sicher sogar noch besser als er.

“Definitely not in the context of a mission!“ Da war ein Desaster sowas von nicht witzig. Sicherlich suchte er auch gerne Adrenalinkicks und wusste einen guten Kampf zu schätzen, aber was da gerade abgelaufen war…absolut stümperhaft und peinlich! Und da Ray das Ganze als fun einstufte, zweifelte er seine eigene Entscheidung an, ob er sie nicht einfach hätte im Wald stehen lassen sollen. Immerhin diskutierte sie nicht oder wollte die Schuld auf die anderen abwälzen. Dann wäre er durchaus geneigt gewesen ihr eine zu scheuern, damit sie wieder zur Vernunft kam. “Good.“ Die Karte war noch da, kündigte aber nochmal Unheil in den Ruinen an. Klasse! Bei der Ansammlung an Hindernissen, war man sicher davon ausgegangen, dass es nicht alle zurückschafften. Ob wieder Wetten abgeschlossen wurden? Er würde sich auf jeden Fall informieren ob jemand gegen ihn gewettet hatte. Man konnte keinem Vertrauen und auf Rückhalt bauen. Zum kotzen.

Den einzig positiven Aspekt den er gerade sehen konnte, war es Aura ausgesiebt zu haben, nachdem die ihnen so in den Rücken gefallen war. Dann passierte das wenigstens nicht in einer wichtigen Mission.
Wären in dem Wald noch Vögel vorzufinden, hätte es die sicherlich bei dem Grollen aufgeschreckt. “That’s Dan…?“ Er war sich ziemlich sicher seinen Rassenvertreter zu erkennen, aber sie hatten doch beide gesehen, wie der gefressen wurde! Ein stämmiger, grauer Wolf stolperte aus dem Wald. Vollgeschlonzt mit Schleim, der vermutlich Mageninhalt des Basilisken war. Riley rümpfte die Nase bei dem Gestank. Dan verwandelte sich zurück, völlig aus der Puste, aber unversehrt. “What did I miss?! Where is Aura?“ Er überließ es Ray mit der Erklärung, bevor er sich wieder aufregte! “Even gross enough that a giant snake can't digest you“, meinte er mit einem belustigten Schnauben.