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09.09.24

— Regeländerung. - Ab dem 5 Charakter darf erst ein weiterer Charakter erstellt werden, wenn alle Charaktere mindestens 5 Posts vorweisen können. - Eine Avataränderung ist pro Charakter 1x möglich, sollte ein zweites, oder gar drittes Mal vonnöten sein, muss dies gut begründet und im Team abgesprochen werden. - Admintechnische-Fragen werden über PN oder Discord-PN nicht bearbeitet, bitte schickt eure Änderungswünsche in den entsprechenden Bereich (sodass es für alle User transparent ist). Schaut bitte HIER vorbei.

21.08.24

— Ela alias Jared Walker unterstützt uns ab sofort im Team.

20.05.24

— Willkommen wir sind durch die Betaphase gerannt. xD Soweit scheint das Forum stabil zu laufen und so öffnen wir ganz offiziell unsere Pforten. ⇢ NEWS & ⇢ INPLAYNEWS!

17.05.24

— BETAPHASE wir leiten die Betaphase ein. Kommt rein und schaut ⇢ HIER vorbei

01.05.24

— Aufbauwir befinden uns im Aufbau

RISING SUN

Rising Sun ist ein FANTASY BOARD, welches sich in Portland | Freeport Maine abspielt.

Wir sind ein L3S3V3 geratetes Board, welches im Jahre 2022 spielt.
Wir haben keine Mindestpostinglänge und wünschen uns einen Post pro Monat.

JULI - OKTOBER 2022

Im durchschnitt betragen die Temperaturen in den Monaten Juli und August maximal bei 28° und mindestens 17° grad. Im September und Oktober nimmt die Temperatur stark ab, sodass man im September bei rund 17°C und im Oktober bei 11°C ankommen.

Im Juli gibt es 2 Tage Niederschlag und im August ganze 5 Tage.
❝ RISING SUN ❞

INPLAY

PLOTAREA NEBENPLAY
Forbidden things have a secret charm
Forbidden things have a secret charm
Szenen-Informationen
Charaktere Fiona Darlow » Charles de Vere
Datum 14 Nebenplay 2021
Ort Waldgebiet (nördlich von Atlanta), Georgia
Tageszeit Später Abend
Fiona Darlow
Junior Member
keedaprofil
Portland
...
.. : ...

Hexe
20 Jahre
168cm
single
Portland

Arbeitssuchend


#1
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"Aber es ist Verschwendung!” Fiona balancierte einen moosbewachsenen Baumstamm entlang, ihre Hände dabei nur minimal ausbreiten, um ihren Gleichgewichtssinn stärker zu beanspruchen. Nur ein falscher Schritt in diesem dämmrigen Licht der untergehenden Sonne und sie würde von der Rinde des Baumstammes rutschen. Wenn sie Glück hatte, würde sie es schaffen, auf ihren Beinen zu landen. Tja und wenn sie Pech hatte, wäre die nächste Ortschaft noch einige Kilometer entfernt. Womöglich hätte sie es geschafft, sich mittels Magie so weit wiederherzustellen, dass es weitergehen könnte. Hatte sie nicht auch noch irgendwo eine Tinktur in ihrer Tasche, die für solche Notfälle gedacht war? Aber ob sie auch so wirkte, wie es beabsichtigt war, würde sich erst in jener Situation herausstellen. Die Genauigkeit von Tränken machte ihr zuweilen zu schaffen, welches viel eher an ihrer Ungeduld am Abwiegen der genauen Mengen lag als an ihrem magischen Können. Glücklicherweise erreichte Fiona das Ende des Stammes ohne Vorkommnisse und sprang auf den steinigen Weg. “Lediglich das Blut zu trinken und die Leichen zur Verrottung zurück zu lassen. Ich mein:” Fiona drehte sich zu ihrem Wegbegleiter um, der sie nicht nur fast um einen Kopf überragte, sondern auch einige Jahre älter zu sein schien. Wären ihnen Wanderer entgegen gekommen, so wäre ihnen mit einer großen Wahrscheinlichkeit das Bild von Tochter und Vater in den Sinn gekommen. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, dass ihre Altersspanne sogar mehrere Jahrhunderte auseinander lag.
Fiona sah zu ihm auf, hob ihre Arme angewinkelt nach oben und öffnete ihre Handflächen als wollte ihre Geste bereits ‘ich habe es doch gesagt’ mitteilen, öffnete sich ihren Mund erneut zum Monolog ihrer Gedanken. “Es wäre doch viel effektiver alles zu verwerten! Mit dem Fleisch könnte man andere Wesen ernähren, die dann selbst nicht mehr töten müssten…" Sie drehte ihre Handgelenke in einer grazilen Bewegung und ließ die Arme kurz darauf wieder sinken.
Fiona seufzte, blähte ihre Wangen auf, als wüsste sie bereits die Antwort, die auf ihre nächsten Worte folgen würde, schließlich war es nicht das erste Mal, dass sie dieses Thema ansprach. Nicht genau derselbe Gesprächsverlauf und auch nicht mit ein und denselben Inhalten, dennoch war der Tonus der Gleiche. Sie entließ die angestaute Luft durch ihre Nase. “Den Pfad mit einem Dämonen zu teilen könnte doch die Lösung sein”, bemerkte sie nun deutlich leiser und monotoner. Selbst wenn sie zusammen mit einem Dämonen reisen würden, so wären noch lange nicht alle möglichen Problempunkte besprochen. Schließlich waren gerade Dämonen nicht für ihre Sanftheit bekannt. Es war lachhaft! Als würden Dämonen die Reste der Vampire zu sich nehmen, nur damit weniger verschwendet wurde. “Ihr könntet euch die Beute teilen. Zusammen auf die Jagd gehen?” Letztendlich war selbst diese Vorstellung für Fiona zu bizarr, was man ihr deutlich im Gesicht ablesen konnte. Bereits Charles selbst empfand viel zu viel Gefallen daran, anderen die Halsschlagader durchtrennen. Die Gesellschaft eines Dämonen könnte dieses Verlangen durch gegenseitiges Triggern exponentiell erhöhen. Ergo: Noch mehr Verschwendung.

Fiona senkte ihre Arme wieder und ging an Charles Seite entlang, der völlig deplatziert in jener Abgeschiedenheit der Zivilisation wirkte. Für Fiona jedoch war es die reinste Wohltat, die Natur um sich herum zu wissen. Die Ruhe, die ihr inneren Frieden brachte und so viel erholsamer war als ein einfacher Spaziergang in einem der Parks der großen Metropolen. Sie empfand Dankbarkeit dafür, dass sie weder ein eigenes Transportmittel noch die öffentlichen Verkehrsmittel verwendeten, um in die nächste Siedlung zu gelangen und stattdessen den beschwerlichen Weg zu Fuß einschlugen. Da man bedenken musste, dass Charles alle paar Tage auf Blut angewiesen war, war die Abgeschiedenheit in der Wildnis eher hinderlich - wenn auch nicht unmöglich! Der Konsum von Tierblut wäre absolut legitim! Andererseits hatte sie Charles noch nie Tierblut konsumieren sehen…

An den Träger ihres Rucksacks gezogen, beförderte Fiona diesen ihren Rücken hinauf, um ihren unteren Rücken zu entlasten. Sie hatten schon einige Zeit keine Pause mehr gemacht, doch Fiona wollte sich nicht beschweren. Die Bäume verloren zunehmend an Dichte ihres Blätterwerkes, standen immer weiter auseinander und gaben mehr von dem Licht der untergehenden Sonne frei, als sich das Bild ihrer Umgebung zu einer etwas offeneren Landschaft wandelte. “Sollen wir bald ein Lager aufschlagen?” Ihr fragender Blick richtete sich wieder auf Charles. Zweifelsohne wäre für ihn weder die Dunkelheit noch die körperliche Erschöpfung ein Problem. Ein Weitergehen würde sie nicht ausschlagen, allerdings würde es für sie nicht einfacher werden, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Ganz zu schweigen davon, dann in totaler Finsternis ein Lager aufzuschlagen. Glücklicherweise war Feuer ihr bevorzugtes Element. Ein Lagerfeuer oder eine Fackel wären damit immerhin schnell umsetzbar.
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Charles de Vere
Dearest Uncle?
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Vampir
407, optisch 56 Jahre
1,79m
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Inhaber eines Underground-Fightclubs für übernatürliche Wesen


#2
offline Online


Wie sehr hatte Charles die Annehmlichkeiten genossen, die moderne Standortwechsel so mit sich brachten: Inlandsflüge beispielsweise. Wie schnell und bequem es sich doch aus der einen und direkt in eine gänzliche neue Metropole einblenden ließ, ohne, dass jemand Verdacht schöpfte. Wie angenehm, all die Bequemlichkeiten zu genießen, gar nicht erst Fußmärsche auf sich zu nehmen oder Wägen zu mieten. Dinge zuvor neuerdings einfach online zu buchen und sich direkt wie zuhause zu fühlen. Es war erschreckend, aber gleichzeitig faszinierend. Und doch.. doch war es anders, seither er durch diesen doch willkommenen Zufall, wenn er es so nennen wollte, plötzlich eine ungeahnte Gesellschaft an seiner Seite hatte. Eine, die genau diese langen Wege, die Distanzen, die zwischen vielen großen Städten lagen, genoss und Strecken zu schätzen wusste, wie auch die Ruhe, Abgeschiedenheit, die sie oft mit sich brachten. Charles betrachtete all das mit gemischten Gefühlen. Sehr gemischten Gefühlen, um ehrlich zu sein. Durch die Wildnis zu wandern, hinterließ einen sehr schalen Geschmack auf der blutlüsternen Zunge des Vampirs. Ehre den Anfängen hieß es ja gern einmal, und gewiss tat der Unsterbliche genau das, wenn man in die Rechnung denjenigen einbezog, der ihn auflas wie ein angefahrenes, verlaustes und halb totes Kätzchen am Straßenrand. Es mochte hämisch klingen und doch lag die Wahrheit nicht allzu weit von dort entfernt. Es war die Wildnis, in der sich Charles vor so vielen Jahren, Jahrzehnten, sogar Jahrhunderten wiederfand und wäre Nikolaij, ausgerechnet ein Dämon, der Erbarmen zeigte, nicht gewesen.. wäre er qualvoll verdurstet oder nicht lang darauf im gleißenden Sonnenlicht verbrannt. Er wurde angekratzt, zum Sterben in offener Wildnis zurückgelassen, verlassen und hatte sich überdies massiv verschätzt. Selbstüberschätzung war nun nichts, was er sich nicht vielleicht sogar heute noch auf die Fahne schreiben könnte. Doch Charles neigte dazu, diesen Teil seines Daseins auszublenden, ihn weit, weit von sich zu schieben wie ein längst vergessenes Leben, an das es sich nicht lohnte, überhaupt einen weiteren Gedanken zu verschwenden. Weil es besser war, nicht über solcherlei nachzudenken und sich darüber zu grämen, was doch ohnehin längst geschehen und verjährt war wie eine alte Tageszeitung von vorvorgestern, nichts weiter als eine Fußnote, ein altes Relikt der Vergangenheit.

Natürlich konnte er ihr jedoch nicht immer seinen Willen aufzwingen, schließlich, neben ihrer Rolle als geborener Lockvogel, erwartete er noch großes von ihr. Nicht heute, nicht morgen, aber.. die Zeit würde es noch zeigen. Möglich, dass dieses Privileg, das ihm noch zuteil würde, zuvor auch kleine Opfer seitens des Vampirs einforderte. Die Natur war nun, aus Gründen, nicht sein präferiertes Gebiet. Um ehrlich zu sein, wirkte er hier auch mindestens so deplatziert wie in einer Jugenddiskothek. Auch, wenn Vampire sich durch Zähigkeit, Ausdauer und stärke hervor taten, genoss auch Charles die Vorzüge eines Rollkoffers. Diese Vorzüge würden sie auch bald wieder genießen dürfen.. bald. So wie ebenso den Zugang zu diesem Internet, vier Wänden um sie herum, einem Haufen nur zu ergebener Beute, das sich bereitwillig aussaugen ließ, ohne bis zuletzt zu ahnen, in welch fatale, tödliche Falle sie getappt war und nicht zuletzt einer guten, heißen Dusche. Nur, weil man bereits untot war, bedeutete es ja schließlich nicht, sich nicht auch nach wie vor zu pflegen. Und Charles konnte auch darin hin und wieder beeindruckend ausdauernd sein!

Eine ganze Weile kam kein einziges Wort seitens des deutlich älteren des Gespanns hier inmitten des riesigen Waldareals. Geduldig hatte er ihren Worten gelauscht, sie weder verteufelt, noch gestraft oder als hanebüchen abgetan. Nicht einmal sein stoisches Mienenspiel ließ auf seine Gedanken oder Gefühle schließen. Im Grunde filterte er beständig Wichtiges von Unwichtigem: den Geräuschen der Flora und Fauna in der näheren Umgebung, dem seichten Plätschern eines Flüsschens, das gar nicht so weit von ihnen weg säuselte. Ihrem Eigengeruch, der ihm ganz subtil vermittelte, dass sie aktuell blutete, wie die Frauenwelt es zu gegebener Zeit hin und wieder tat. Es irritierte ihn. Und belastete ihn. Aus gleich zweierlei Punkten. Erstens: sie war sein Besitz. Auch, wenn er zuweilen gern mit eigenem Besitz prahlte, war sie am Ende dennoch nur ein Mensch. Sie war kein wertvoller Chronograph, den man bei Zeiten einfach fort legen und in ein gut behütetes Kistchen legen konnte. Sie war ein lebendiges Wesen. Mit Bedürfnissen und allem, was dazu gehörte. Und als solches bereits per se ein wunder Punkt, denn die Stärke, Agilität und Rücksichtslosigkeit, wie ebenso diese Regenerationsfähigkeit und damit nahezu Unverwundbarkeit, die ihm wie selbstredend innewohnten, fehlten ihr noch nahezu komplett. Folglich musste er sie schützen, bis sich diese zarten Blüten öffneten und er den Lohn davontragen würde. Und zweitens: es erregte ihn. Normalerweise ging er mit all diesen zusätzlichen Reizen sehr pragmatisch um, in denen er ihnen einfach auswich, bis die Gefahr vorüber war. Nicht selten, dass er zufällig genau in diesen Tagen verschwand, anderweitiger Jagd nachging, um sich nicht mit den eigenen Emotionen auseinandersetzen zu müssen, die dieses hübsche, junge, blutende, magisch bewanderte Wesen in der Blüte ihrer Fraulichkeit in ihm auslöste. Charles mangelte es nun sicher nicht an Konfrontationsfreudigkeit, aber das hier.. das war etwas anderes. Das hier schien ein schier unbezwingbarer Gegner.

Ferner lauschte er den Geräuschen ihrer eigenen Schritte zwischen Gras, Torf, Moos, trockenem Geäst und gefallenen Blättern, die mehr und mehr auf dem Boden rotteten und mit der vorherrschenden Luftfeuchtigkeit diese typischen Gerüche verströmten, die moderne Duschgelfabrikanten gern mal als Inspiration nahmen, indem sie ihre Produkte 'Waldfrische' und dergleichen nannten, mit ihrer erschlagend chemischen Realität zwischen Axe und Davidoff aber rein gar nichts mit diesem holzig-moosig-modrigem Ursprung gemein hatten. Dämonen waren nun das nächste Thema. Charles spitzte die Ohren, blieb aber weiterhin still. Ah, dieser kleine, feine Stich, den ihm allein dieses so unscheinbare Wörtchen aus dem Munde dieser glockenhellen Stimme derweil doch ins kalte, leblose Herz versetzte. Sich dort hinein bohrte wie ein tiefer, wohl gesetzter Nadelstich. Der Vampir beobachtete schweigsam, wie sie von dem dicken, moosbewachsenen Stamm herunter sprang, schließlich vor ihm stehen blieb und ihn erwartungsvoll ansah, als läge die Lösung all ihrer fiktiv erschaffenen Probleme einzig in seiner noch nicht verkündeten Antwort verborgen. „Wen hältst du hier für den barmherzigen Samariter? Mich oder den Dämon?“ ließ er schließlich ziemlich nüchtern von sich hören. „Was soll der Dämon denn deiner Meinung nach tun? Brav abwarten, das Seziermesser heraus holen und das pupstrockene Fleisch auf die Leine hängen, damit es nochmal nachdörren kann?“ Ernst gemeinte Rückfrage? Konnte sie sich ganz sicher spielend leicht selbst beantworten. Vielleicht, vielleicht war er ein ganz bisschen gereizt. Aufgebracht, den Umständen geschuldet, mit denen er sich konfrontiert sah und ihnen nicht entkommen konnte, wie er es sonst gerne tat, wenn sie ihre blutigen Tage hatte. Damit er eben nicht unbedacht sarkastisch antwortete, ihr damit zu nahe träte und sich am Ende nicht nur Blut, das unantastbar war, sondern auch noch Tränen, die zu trocknen wären, aufbürdete. Wie gerne hätte er sich gerade jetzt ein paar Tage abgesetzt, bis der Ärger überstanden war. Bis.. sie ihn eben nicht mehr in dieser Hinsicht so deutlich irritierte. Jetzt aber waren sie mitten auf dem Weg, er konnte sie nicht alleine lassen. Selbstbeherrschung, reine Selbstbeherrschung, war doch immer ein sehr kostbares Gut.
„Wie kommst du überhaupt darauf? Hast du Hunger?“ lieber mal sogleich sorgsam ausgelotet. „Gut, dann.. lass uns Rast machen und ein Lager aufschlagen. Wir werden nahe des Bachlaufs bleiben.“ Das angenehme, plätschernde Säuseln und der morastige Geruch eben dort würde ihn vielleicht wenigstens in der Nacht genügend ablenken. Die Voraussetzungen dafür standen recht gut, denn dieses kleine Gebilde aus lediglich zwei Stangen und so dünnen Wänden, dass sie doch eigentlich eher ein Trugbild von Sicherheit versprachen, das höchstens gegen Regen abschirmte, war immerhin luftig genug, dass er sich wenigstens nicht völlig isoliert auf engstem Raum mit dem jungen, weiblichen Schützling sah. Wobei er sowieso nicht die ganze Nacht an ihrer Seite weilen würde. Ihr ein Frühstück zu jagen, dabei aber in der Nähe zu bleiben, versprach ihm die weitaus lohnenswerte Alternative zu sein.
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Fiona Darlow
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#3
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Das Schweigen ihres Gesprächspartners hielt Fiona nicht davon ab, einfach weiter zu reden. Es hatte sie noch nie gestört, wenn jemand schweigsamer oder schüchterner gewesen war. Wenn jemand lediglich ein verlegenes Seufzen oder ein genervtes Knurren von sich gab. Sie redete einfach weiter, lächelte herzerwärmend und einladend, ohne zu viel zu fordern. Sie ließ den Leuten ihre Zeit, sich ihr zu öffnen und wenn nicht, dann war es nicht schlimm. Fiona hatte genug Gesprächsstoff für zwei Personen. Tja und wenn man ihr sagte, dass sie nervte oder gar den Mund verbieten wollte, dann sah sie es mehr als Herausforderung als sich eingeschüchtert zurückzuziehen. Natürlich konnte sie es mit ihrer Art nicht jedem Recht machen, aber darüber war sie sich im Klaren und stand darüber. Es gab wirklich niemanden auf der Welt, dessen Meinung für sie eine entscheidende Relevanz gehabt hätte, dass sie sich schlecht fühlen würde. Niemanden. Bis auf Charles. Der Vampir übte eine vertraute und bestimmende Autorität auf sie aus, ohne sie zu bedrohen. Sie konnte seine Erfahrungen und Erlebnisse geradezu spüren, diese Überlegenheit an Wissen, der sie sich zwar nicht eingeschüchtert gegenübersah, aber eine große Bewunderung für ihn auslöste. Fiona hatte immer das Gefühl, dass sie freiwillig bei ihm war, selbst wenn er ihr offen ins Gesicht sagte, dass sie sein Eigentum war. Sie fühlte sich nicht unterdrückt, obwohl er ihr vermittelte, dass sie schwach war. Seine Handlungen jedoch spiegelten nicht seine Worte wieder. Charles kümmerte sich um sie und ging auf ihre Bedürfnisse ein, statt sie zu züchtigen. Er ging mit ihr Essen, statt sich an ihr zu vergreifen. Es wäre ein Leichtes für ihn, sie als Blutbeutel zu missbrauchen oder ihr Genick zu brechen, wenn sie ihm lästig war, sei sie derart wertlos, wie seine leeren Worte ihr weismachen wollten. Doch Fiona konnte nicht umhin, das Gute in ihm zu sehen. Ob es nun ihre Sturheit oder ihre Naivität war - sie mochte diesen gewalttätigen, besitzergreifenden und selbstverherrlichenden Vampir so wie er war. Fiona wusste, dass sie als Mensch eine ganz besondere Stellung bei Charles einnahm: Eben wie ein unterhaltsames lebhaftes Haustier, was man sich hielt, um nicht einsam zu sein.

Ihre durchdringend grünen Augen lagen erwartungsvoll auf Charles, als sie vom Baumstamm herunter sprang und sich vor ihn gestellt hatte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Fiona war sich sicher, dass er jedes Wort gehört hatte, das sie von sich gegeben hatte. Es wäre was Neues gewesen, würde Charles langsam taub werden, zumal sein Gehör so viel besser war als ihr eigenes. Die Antwort jedoch… ließ sie verstummen. Fiona schob ihre Augenbrauen zusammen und schürzte die Lippen, ließ ihre Arme sinken und den Weg an seiner Seite fortsetzen. Charles Einwände klangen - wie so oft - ziemlich einleuchtend. Es waren zwar nur Gegenfragen, doch es regte sie zum Nachdenken an. “Es geht ja nicht um Barmherzigkeit”, ruderte sie zurück. Sie wollte gewiss nicht die zweifelsohne grausame Natur von Vampiren und Dämonen untergraben. Es ging nicht um Änderung, sondern um Verbesserung! Kooperation! Weitsicht! “Wenn du sie nicht leer trinkst, vielleicht dann…?” Fiona sah seitlich zu Charles auf, ihr fragender Blick war alles andere als überzeugt. “Es müsste für den Dämon schon noch reizvoll sein.” Aber brauchten sie dann überhaupt einen Dämonen, wenn Charles eh keine Menschen tötete? Wäre nicht alles fein, würde er seine Beute nicht gänzlich aussaugen?
Zuweil hegte Charles sonderbare Ansichten einer von ihm favorisierten Weltordnung, in der die Vampire an der Macht kamen - nicht nur an der Spitze der Nahrungskette, wie sie es ohnehin bereits waren - sondern aus dem Schatten getretene Übermächte, die sich die andere Wesen Untertan machten und Menschen nunmehr nichts anderes mehr wären als Nutzvieh. “Es wäre anders, wenn deine Vision Realität werden würde. Wie lange würde es dauern, bis es keine Menschen mehr geben würde…?”

Fiona überging Charles leichte Gereiztheit natürlich spielend. Realisierte es noch nicht einmal. Dass er mal patziger antwortete, war sie gewohnt. Zwar konnte sie sich nicht erklären, woran es zuweilen lag, aber dieses Mal sicher der Thematik wegen. Es war eben kein leichtes Thema. Es war noch nicht einmal relevant. Fiona mochte es lediglich mit ihm zu reden. Überlegungen anzustellen, die sie nicht mehr betreffen werden. Wahrscheinlich würde sie die vampirische Offenbarung gegenüber der Menschheit, um sie alle zu versklaven, gar nicht mehr mitbekommen. Im Gegensatz zu Charles würde die Zeit sie holen - früher oder später.

Charles' Schlussfolgerung, dass sie Hunger haben könnte, überraschte sie. Machte er sich Sorgen? Als würde sie ein solches blutiges Thema anschneiden, weil sie selbst Hunger hatte? Fiona war doch kein Vampir. Der Vergleich brachte sie zum Lachen, schüttelte dann aber entschuldigend den Kopf. “Nein, nein, es war nur… Ich hatte darüber nachgedacht, wie cool es wäre, wenn uns ein Dämon begleiten würde und da hat sich das Thema etwas verselbständigt. Hast du denn davon Hunger bekommen?” Nett gemeinte Gegenfrage. Dass Fiona damit jedoch gar nicht mal so falsch lag, hätte sie nicht erwartet. Bevor sie in die Wildnis aufgebrochen waren, hatte er sich schließlich einen ausgiebigen Drink gegönnt. Wer wusste schon, wie lange sie der Zivilisation den Rücken kehrten?

“Alles klar! Ich hole ein bisschen Holz für ein Feuer!” Natürlich damit Fiona es ein bisschen warm hatte. Die mit Feuchtigkeit geschwängerte Luft des Waldes, gemischt mit dem Bachlauf in unmittelbarer Nähe, kühlte die Umgebung nur weiter herunter. Charles mochte nicht auf Wärme angewiesen sein, Fiona jedoch umso mehr. Sie legte ihren Rucksack auf den Boden und begann Holz vom Boden aufzusammeln. Es war feucht, aber nichts, was sie nicht mit ein bisschen mehr Einsatz ihrer Magie irgendwann zum Brennen bringen könnte.
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Charles de Vere
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#4
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Dass sie sein Besitz war, schloss eine gewisse Fürsorgepflicht nicht aus. Wenn man sich ein Haustier oder eine Pflanze anschaffte, mussten schließlich auch jene Dinge versorgt werden, sogar ein eigenes Haus oder die letzte, schäbige Waldhütte bedurfte dennoch einer gewissen Verwaltungspflicht. Und dass sie schwach war.. lag ebenso einfach in der Wahrheit der Dinge begründet, gerade gemessen an einem Dämonen oder Vampir. Es missbehagte ihm, sich auch nur vorzustellen, dass sie genau zwischen die Fronten zwischen sich und einer ganz bestimmten Person geraten könnte, die er, gemessen aus menschlicher Sicht, nun lang schon nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Aus Sicht eines Unsterblichen.. war es hingegen nicht mehr als ein Wimpernschlag. Es wäre gut, wenn sie, Fiona, sein kleines, süßes Geheimnis vor eben jenem Dämon wäre. Wie auch die Existenz dieses Dämons, vielmehr dieser Bekanntschaft, auch vor ihr. Sie war, jetzt gerade jedenfalls, zu kostbar, als dass ihr aus einem reinen Gefühl der befriedigenden Rache das Genick gebrochen würde. Zumal eben jener Dämon laut seines letzten Kenntnisstandes vielleicht aktuell nicht ganz so gut auf ihn zu sprechen wäre. Aus Gründen. Zack, knack, Und all die Mühe wäre umsonst gewesen. Pragmatisch gesehen wäre es also die bessere Wahl, sie lieber auch künftig nichts davon wissen zu lassen. Und das schloss seine Gefühle ganz bewusst noch nicht einmal mit ein. Ebenso pragmatisch, wie er nun auf ihre neue Überzeugungen antwortete: „Wenn du sie nicht leer trinkst, versprechen sie dir das Blaue vom Himmel, um ihr Leben zu verschonen und rennen dir am Ende mit Mistgabeln und Fackeln in Scharen hinterher, um dich brennen zu sehen. Wie sagt denn nicht ein Sprichwort altklug, aber folgerichtig: nur wenn du aufisst, gibt es schönes Wetter?“ Zum ersten Mal war so etwas wie ein nur feines, eigentlich kaum auszumachendes Schmunzeln auf den blassen Lippen des Mannes mit den so bleichen, aristokratischen Zügen zu erkennen.
„Warum sollte es keine Menschen mehr geben?“ fügte er dann aber noch interessiert hinzu. Oder auch nicht wirklich, denn seine Meinung dazu stand ohnehin bereits längst fest: „Sie sind wie Ratten in der Kanalisation. Hast du eine erlegt, kommen zwei neue nach.“

Ja, wer wusste schon, wie lange sie der Zivilisation den Rücken kehrten. Es wäre einfacher, ihr auszuweichen, wären sie im Großstadtdschungel anstatt hier, mitten im Wald fernab jeglicher Menschenseele. Es war nun nicht, dass er die Menschen per se vermisste. Doch sie vermittelten ein Gefühl der Sicherheit, wie es fester Boden in einem Pool wohl täte. Nun aber waren sie hinausgeschwommen auf das sinnbildliche offene Meer. Sicher würden sie irgendwann die nächste Küste erreichen, doch das Versprechen von Sicher- und Geborgenheit fehlte auf ihrem Wege, wie es das enervierende, beständige Surren und Summen, die Geräuschkulisse einer pulsierenden Stadt vermochte.
Die Junghexe war wie besprochen aufgebrochen, um sich nach Feuerholz umzusehen. Der Vampir errichtete in der Zwischenzeit das kleine Nachtlager, das recht anspruchslos aus zwei langen Stangen bestand, die durch ein nicht wasserfestes Gewebe gezogen wurden, umhüllt von einer zweiten Plane, die eigentlich nichts weiter tat, außer eben wasserfest zu sein. Inmitten des Inneren hatte er ein kleines, weiches Päckchen geworfen, das ihren Schlafsack beinhaltete. Wie ebenso ein zweites, längliches, in das die Kompaktversion einer Yoga-Matte gerollt war. Charles konnte sich schwer vorstellen, dass sie wirklich so etwas wie zusätzlichen Komfort bot, doch sie schottete die von unten gern hinein kriechende Kälte zumindest so weit ab, dass es für ein menschliches Wesen wohl zu ertragen war, in der Natur zu nächtigen. Er hatte sie nie klagen gehört – dennoch hatte er sich bewusst für ein etwas fluffigeres Plätzchen nahe des Bauchlaufes entschieden, das frei von lästigen Unebenheiten, wie auch kleinen bis mittelgroßen Steinen oder Hölzern war.

Es dauerte nicht lange, ehe auch Fiona zurückkehrte. Sie war ganz in der Nähe geblieben, der Vampir konnte ihre Schritte auf dem federnden Grund hören, wie gelegentlich auch das Rascheln des Unterholzes oder ein sachtes Knacken von kleinerem Gehölz, das unter ihren Schritten nachgab. Schweigsam hatte er schließlich dabei zugesehen, wie sie ein Feuer entzündete. Ihre Magie war gerade in solchen Dingen ziemlich praktisch, er konnte sehen, warum sie es genoss und zuweilen vorzog, hier, in der Natur, abgeschieden von zu viel Leben und Gewusel zu leben und innerlich Ruhe und Frieden mit sich zu schließen. Sie wirkte hier auf seltsame Weise im Einklang mit der Einsamkeit.
„Was macht die Anwesenheit eines Dämons denn so attraktiv für dich?“ griff er, zu ihrer möglichen Überraschung, das Thema schließlich wieder auf. Es konnte ja wohl kaum ihr Sinn für ein ziemlich schräges Umweltbewusstsein sein, der sie zu solch haarsträubenden Schlüssen kommen ließ. „Dämonen sind keine Haustiere. Sie halten bestenfalls dich als Haustier.“ Gut, so gesehen, lag der Unterschied zwischen einem Dämon, der sie möglicherweise als Haustier halten würde und einem Vampir, der insistierte, dass sie zu seinem unanfechtbaren Besitz gehörte, jetzt nicht unendliche Welten weit voneinander entfernt. Aber dennoch. Es bereitete ihm Unbehagen, dass sie überhaupt darüber nachgedacht hatte. Jemand wie Nikolaij würde so eine Junghexe zum Frühstück verspeisen – und das sogar wortwörtlich. Es war fraglich, dass sie es überlebte, wenn einem Fleisches hungrigen Dämon der Sinn danach stand, sie auszuweiden wie eine Weihnachtsgans oder ihre Haut abzuziehen wie die Klebefläche eines lang gesuchten Panini-Sammelbuchaufklebers. Charles starrte für dein einen oder anderen Augenblick, vielleicht sogar auch länger, gebannt in das Spiel der züngelnden Flammen, als zögen sie ihn magisch an. Er mochte das Element Feuer. Es war tödlich, doch ebenso hypnotisch. Es versprach Sicherheit und Wärme, doch es war fast zu leicht, sich dem Trugbild hinzugeben und dem Spiel der Flammen damit ein für alle Male zu erliegen.
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Fiona Darlow
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#5
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Fiona hatte nie darüber nachgedacht, Charles zu fragen, ob er sie in eine Vampirin verwandeln würde. Obwohl sie viele Überlegungen anstellte, welches ihn, sie selbst oder ihre Umwelt betraf, war der Gedanke für sie so fern, dass sie es nicht einmal als Möglichkeit betrachtete. Nicht aus Angst vor dem Tod, zu dem sie ohnehin eine ganz andere Auffassung als Nekromantin hatte, doch um mehr Zeit auf dieser Welt zu verbringen. Vielleicht sogar mit Charles. Doch sie wusste, dass er keine Kinder der Nacht hatte… diese Idee womöglich ohnehin absolut ablehnen würde oder sie noch nicht einmal in Betracht sähe, dass sie eine geeignete Kandidatin wäre, um das ewige Geschenk zu erhalten. Letztendlich würde Fiona für dieses Leben ihre Magie einbüßen müssen und ein Leben ohne Magie… war für sie einfach unvorstellbar. Die Magie war ein Teil von ihr. Sie spürte sie in jeder Faser ihres Körpers. So etwas Elementares zu verlieren und das freiwillig, ohne Notwendigkeit wäre… schrecklich. Nicht zuletzt aus diesem Grund hatte sie noch nicht ein einziges Mal darüber nachgedacht, irgendwann eine Vampirin zu werden.

Charles Worte veranlassten sie die Stirn leicht zu runzeln, als sie sich die Situation seiner Beschreibung bildlich vor Augen führte. Eine Horde wütender Menschen klang im ersten Moment nach keinen Problem für einen so mächtigen Vampir wie Charles - als jenen Fiona ihn ohne zu zögern einordnen würde - andererseits wäre ihre reine Anzahl irgendwann selbst für ihn zu gefährlich. “Und das Sprichwort fand ihren Ursprung in dieser Geschichte?” schmunzelte Fiona vor sich hin, fand den Vergleich aber maximal erheiternd. Er passte immerhin sehr gut, auch wenn der Humor eine düstere Art annahm, verstand sie ihn trotz allem. “Wurdest du schon einmal von Menschen verfolgt?” Wenn sie so darüber nachdachte, konnte sie sich dies sehr gut vorstellen. Charles war nicht gerade zimperlich, da eignete man sich bestimmt genauso schnell Feinde an, auch wenn er bereits ein Profi war, seine Spuren zu verwischen, so gab es womöglich eine ganz andere Zeit seines Lebens. “Hattest du Angst?” Wahrscheinlich keine Frage, die sie hätte stellen sollen. Fraglich, ob sie darauf überhaupt eine Antwort bekommen würde. Vielleicht eine zynische Bemerkung, wenn überhaupt.
“Wenn es mehr Vampire geben sollte, die deine Ansicht teilen, könnten die Ratten schnell zur Neige gehen.” Selbst Menschen brauchten eine gewisse Zeit um sich zu reproduzieren und Vampire wöchentlich frisches Blut. Die Rechnung würde schnell nicht mehr aufgehen, denn sollte es nicht immer schönes Wetter geben? ”Klingt für mich nach einem unausgereiftem Konzept einer neuen Weltordnung.”

Als Fiona mit dem Holz zurückkam, war Charles bereits fertig mit dem Lager. Sie lächelte zufrieden, aber auch dankbar darüber, dass er ihr ohne jede Aufforderung half, obwohl es für ihn nicht einmal eine Relevanz besaß, da er ohnehin nicht schlief. Jedenfalls nicht so, wie es Menschen taten. Doch sie sagte nichts darauf, weder ein Danke noch irgendein neckender Spruch, der ihn aufziehen sollte. Ihr Ausdruck jedoch vermittelte sehr wohl, dass sie froh darüber war… und irgendwie auch stolz und dankbar. Konnte nicht jeder von sich behaupten, dass ein Vampir für einen das Nachtlager vorbereitete. Fiona kümmerte sich um das Feuer, stelle die Holzscheiten auf und trocknete sie mittels Magie, ehe sie diese entzündete. Mit diesem Holz hätte sie als reiner Mensch absolut nichts anfangen können. Das wäre eine bitterkalte Nacht geworden…
Fiona setzte sich zu Charles, zog ihre Beine an den Körper und umarmte diese, während sie in das Feuer starrte. “Danke für deine Mühe”, bedankte sie sich dann doch, ruhig und entspannt. Nicht nur für die Platzwahl und das Aufschlagen des Lagers, wahrscheinlich reichte der Dank sehr viel weiter, was sie nun allerdings nicht ausbreitete. Sicherlich gab es viele Taten und Ansichten von Charles, die ihr Angst einjagten und für schlaflose Nächte sorgten, ließ sie diese emotional zu nah an sich heran, und doch fühlte sie sich bei ihm wohl. Beschützt. Er war unweigerlich zu ihrer Familie geworden… auch wenn er es wahrscheinlich anders bezeichnen würde, empfand er doch ähnlich, davon ging sie unweigerlich aus.

Dass Charles das Dämonen-Thema wieder aufnahm, ließ sie schlagartig den Blick vom Feuer abwenden, um ihn auf ihn zu richten. Fiona hatte nicht damit gerechnet, dass er dieses erneut ansprechen würde, schließlich klangen seine Worte zuvor nicht gerade überzeugt von ihrer Idee. Doch es sollte nicht um ihre Idee gehen. “Ich…” weis nicht, war nicht das, was sie sagen wollte. Und doch war es schwer für sie, ihre Gefühle und Gedanken zu verbalisieren. ”...würde gerne einen kennenlernen. Ich will wissen, ob die Erzählungen wahr sind. Wie schwarz und grausam ihre Welt sein kann und ob sie es mit deiner aufnimmt. Ich würde gerne ihre Dunkelheit sehen, ihre Magie, den Einblick ihrer Natur und Herkunft. Ich habe ein paar Fragen, die ich stellen wollen würde… Nicht verwunderlich, für wahr. Fiona war unglaublich wissbegierig, das ging schon einmal auf Kosten eines gesunden Realitätssinns. Und wenn man es neutral betrachtet, so standen die Chancen eben unglaublich hoch, dass sie diese Begegnung nicht überleben würde, wenn die Geschichten wahr waren. Doch Fiona war ein kleiner Fan, was Dämonen betraf, auch wenn sie noch nie einem begegnet war. Sie konnte selbst nicht erklären, warum Dämonen so eine Faszination auf sie ausübten. Vielleicht war es auch nur die Naivität einer jungen Frau, die noch keine schlechten Erfahrungen am eigenen Leib erfahren musste. ”Ich weis, dass sie keine Haustiere sind…” knurrte Fiona gespielt beleidigt und schob ihre Lippen schmollend nach vorne, als hätte man sie gerade zu etwas ganz offensichtlichem belehrt. Doch selbst sie hatte den Gedanken, dass es in dem Verhältnis nichts ändern würde, würde der Dämon sie trotz allen Erwartungen am Leben lassen, dass sie das Spielzeug wäre. Wie bei Charles. Nun, aber sie wusste, dass ihre Beziehung zu Charles sehr gut war und sie auch sehr sehr viel einseitiger, grausamer und totalitärer sein könnte. ”Hast du schon einmal einen gesehen?” Fiona lehnte ihren Kopf gegen Charles Schulter und starrte zurück in die Flammen. ”Denkst du, er würde mich sofort töten?” Oder wäre ihr Wunsch, sich überhaupt mit einem Unterhalten zu können ein Witz? Hätte sie noch die Chance, eine oder zwei Fragen beantwortet zu bekommen, bevor ihr Leben ein Ende finden würde? Und wäre es das Risiko überhaupt wert…?
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Charles de Vere
Dearest Uncle?
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Vampir
407, optisch 56 Jahre
1,79m
es ist kompliziert...
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Inhaber eines Underground-Fightclubs für übernatürliche Wesen


#6
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Auch die junge Hexe an seiner Seite schmunzelte, gefolgt von einer Rückfrage, die Charles jedoch erst einmal für sich wirken ließ. Im Grunde war es die Frage, die so oft in ähnlicher Form Gestalt annahm, die nach dem, was wohl zuerst da gewesen sein mochte. Das Huhn - oder das Ei? Vermutlich verlangte sie nicht wirklich nach einer Antwort, weshalb der Vampir dem nichts weiter hinzugefügt hatte. Interessanter wurde es, als prompt jedoch die Folgefrage dazu kam. Vielleicht.. hätte er es bereits ahnen müssen. Eigentlich.. eigentlich war sich Charles sogar sicher, dass sogar jetzt noch Versuche angestellt wurden, ihm irgendwie auf die Schliche zu kommen. Vielleicht aktuell nicht einmal ihm höchstpersönlich, aber Jäger und derlei Geschmeiß gab es zu jeder Zeit auf dieser Welt, so lange es auch übernatürliche Wesen gäbe, daher war auch diese Frage eigentlich recht selbsterklärend. „Möglich.“ hielt er sich jedoch vage. „Ich habe keine Liste darüber geführt.“ dabei wäre das gar keine allzu dumme Idee, befand der Vampir insgeheim. Er hatte tatsächlich in seinem Unleben so einigen Wesen mit vollster Absicht gegen das Bein gepinkelt, dass er fast schon enttäuscht wäre, würde nicht irgendjemand ihm selbst jetzt gerade noch dafür grämen. Allerdings befand er ebenso, dass es nicht sonderlich angebracht wäre, die junge Hexe an seiner Seite zu verängstigen. Nur, dass es mindestens zwei dutzend gute Hand voll Wesen gab, die ihn tatsächlich mausetot, gepflockt, gevierteilt und der endgültigen Sonne ausgesetzt würden sehen wollen und mehr oder minder entsprechende Mühen darauf verwendeten, ihn auch in die Finger zu bekommen, musste ja nun andererseits auch nicht heißen, dass er die kleine, zierliche Gestalt bei ihm darüber in Kenntnis setzen musste. Ob er Angst hatte? Nun sogar grinste der Vampir angemessen unverschämt. Mit wahrem Genuss holte er die Erinnerung zurück ins eigene Bewusstsein, in der er vor wenigen Jahren die komplette, menschliche Verwandtschaft der kleinen Hexe abgeschlachtet hatte, während sie dem in nächster Nähe beiwohnte, halb in Schockstarre verfallen, halb jedoch in bewundernder Ehrfurcht erstarrt. Sie hatte ihn nicht daran gehindert. Sie hatte es nicht einmal versucht. Es hätte dabei deutlich schlechter für ihn laufen können. Ein nekromantisches Blutritual hätte den Vampir das irdische Dasein kosten können - doch wie so oft war er viel gespannter darauf, zu sehen, was passierte, als sich mit der Furcht vor dem zu befassen, was daraus hätte resultieren können, wäre die Rechnung der Sterblichen aufgegangen. Er hatte aus kalter, pragmatischer Berechnung das für ihn fassbarste, nahbarste Glied dieser Kette geschnappt und manipuliert. Sehnsüchte geweckt. Und am Ende hatte sie ihre Rasse verraten, bereitwillig den Tod von ihren eigenen Leuten hingenommen.
„Was denkst du?“ Es war gut, dass es war, wie es war. Dass sie sich am Ende doch sicher und geborgen bei ihm fühlte. Als Anhängsel und Besitztum eines Vampirs. So weit jedenfalls, dass sie ihm folgte, wie sie auch seinen Handlungen bedingungslos vertraute.

Nun, abgesehen vielleicht der erträumten Weltordnung, die er, das musste er zugeben, tatsächlich noch nicht weiter verfolgt hatte.
„Das unausgereifte Konzept beginnt bereits darin, dass die wenigen Clans noch immer im Glauben leben, dass es besser sei, sich vor den Menschen zu verstecken, als seien sie selbst die Ratten der Kanalisation.“ warf Charles schließlich schroff ein. Das war seiner Ansicht das aktuell sogar noch viel größere Problem. „Dass sie Koexistenz im Schatten als erstrebenswertes, großes Ganzes sehen.“ knurrte er abfällig, während seine Stimme bedrohlich leiser wurde. Aber da schließlich lag der Werwolf begraben. Solange dieses Denken noch die Existenz der eigenen Rasse dominierte, musste er sich um die Erhaltung der Menschen wohl wahrlich keine Gedanken machen. Es erzürnte ihn, dass es Vampire gab, die bereitwillig Tierblut zu sich nahmen, von Mäusen, Ratten, Katzen und Hamstern tranken, als seien das tatsächlich erwähnenswert delikate Snacks, wie auch welche, die sich des nachts in Blutbanken und Krankenhäuser schlichen, um erkaltete Konserven aus Beuteln zu stehlen und sich daran zu laben. Es war erbärmlich. Verräter an ihrem eigenen Volk.

Das Holz knisterte unter den züngelnden Flammen des wärmenden Feuers. Hin und wieder war sogar ein Knacken zu hören. Charles betrachtete die junge Gestalt im Schein der Flammen dicht neben sich, die die Arme um die angezogenen Knie schlang, als wollte sie sich damit selbst umarmen. Wärmen, vermutlich vielmehr. Er beobachtete, wie das rot-orange-gold der Flammen über ihre Miene tänzelte, sie teils jünger, teils wieder mystisch älter wirken ließ. Doch er schwieg. Sowohl auf ihren Dank hin, wie auch auf die Antwort, die sie ihm auf die zuvor gestellte Frage lieferte. Es war nun nicht, dass er die Antworten auf all ihre Fragen hätte. Vielleicht hätte er sie ihr ohnehin nicht geben wollen, gar können. Doch er war interessiert an ihrer Ansicht. An dem, was bislang unausgesprochen blieb, vielleicht sogar. Es war nicht spurlos an ihm vorbei gegangen, so dass er sich selbst diese nicht unbedeutende Frage stellte, was es war, das ihr diesen Wunsch abrang. Was es war, das an ihr so nagte, dass sie sich all diese Fragen überhaupt erst stellte.

Ob er schon einmal einen echten Dämon gesehen hatte? Nun erst fiel sein Blick von ihr zurück auf das lodernde Spiel der Flammen. Prompt war es wieder da. Dieses Nagen irgendwo in seinem Inneren. Dieser nadelfeine Stich. Dieses Gefühl, das ihn manchmal überfiel, ohne, dass er darum gebeten hatte. Ihr Kopf fand den Weg an seine Schulter. Auch darum hatte er nicht gebeten. Doch er regte sich kein Stück. Er spürte die leichte Wärme, die von ihrer erhitzten Wange auf seine kühle Schulter überging. Es war dieses Nähe-Ding der Menschen. Er machte ihr keinen Vorwurf. Wies sie nicht ab. Es war nun nicht, dass es ihm völlig fremd war. Schließlich war auch er einmal ein Mensch, auch, wenn es nicht einmal mehr eine verblasste Erinnerung war. Charles bemühte sich, sich nicht zu sehr auf diese Wärme zu fokussieren. Nicht zu sehr, zu viel über den Ursprung ebendieser Wärme nachzudenken. Ihr sicher köstliches Blut, das durch ihr Herz gepumpt wurde, Blut, das ihm ohnehin schon viel zu präsent in der Nase lag. Ob er schon einmal einen Dämon gesehen hatte? Wieder eine Frage, deren Antwort er ihr schuldig bliebe. Ob sie realistische Chancen hätte, ihn Dinge zu fragen? Oder ob er sie sofort töten würde? „Das wird davon abhängen, auf welchen Dämon du stößt.. ob du von Wert für ihn bist.. und was er sich von dir erhofft. Dein Fleisch? Dein Blut? Dein Erstgeborenes? Deine Seele?“ Er mochte es ungern zugeben, doch Dämonen schienen dahingehend komplexer gestrickt zu sein als Vampire. Es mochte unwahrscheinlich sein, dass sich Dämonen zu Clans zusammen rotteten, was allein schon in der Mannigfaltigkeit ihrer Begierden begründet lag. Vielleicht hatte er, Charles, unsagbares Glück, dass er die seines Herren befriedigen konnte, ohne selbst jemals zum endgültigen Opfer des Dämons geworden zu sein. Es hatte ihn wahrlich viel Blut, Fleisch und noch mehr Schmerzen gekostet, jedoch nie seine Existenz.
„Es ist spät. Ruh dich aus. Wir haben morgen noch einen weiten Weg vor uns.“ wies er die junge Hexe nach einer kleinen Weile des Schweigens schließlich an. Es war nicht einmal, dass er der Diskussion überdrüssig war. Doch jetzt gerade hatte er das Bedürfnis, allein zu sein. Nachzudenken. Physischen Abstand zu gewinnen, um Gedanken zu ordnen und Gefühle, wie Begierden sorgsam zu verschließen. Die klare, kühle Nacht schien perfekt dafür. Der Vollmond stand bereits hoch am Himmel.
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Fiona Darlow
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Hexe
20 Jahre
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#7
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Fiona konnte sich gut vorstellen, dass es viele Leute oder Wesen gab, die Charles gegenüber feindlich eingestellt waren. Das lag nicht alleine daran, dass er seine Zähne in den falschen Menschen geschlagen haben könnte und die hinterlassenen Personen mit dem Verlust nicht klar kamen und Rache schworen. Es war auch die Art, die Charles an sich hatte - dieses herausfordernde und überhebliche, wenn seine zurückhaltende Fassade zu bröckeln begann. Als würde er es darauf anlegen, Rivalitäten und Feindschaften zu kreieren - aus welchen Gründen auch immer.
Fiona war nicht oft in den Geschmack gekommen, Charles derart zu erleben. Ihr gegenüber verhielt er sich anders, anders als zu Anderen, was wohl an seinem Besitzdenken lag oder an jener Verbindung, die sie unweigerlich teilten, seitdem sie sich im Anwesen ihres Zirkels das erste Mal begegnet waren. Fiona bildete sich nichts auf ihr Verhältnis zu Charles ein, obgleich sie das - und das zurecht - könnte.
Manchmal fragte sie sich, warum er sie einst nicht getötet hatte. Damals, als er ihr, als Gefangener ihres Zirkels, wirklich alles versprochen hätte, um sein Leben zu verschonen. Die Fragen nach ihren Sehnsüchten und Wünschen, nach denen sie nie zuvor gefragt worden war. Der Manipulation eines Vampires ausgesetzt, der sie trotz besserem Wissen nur allzu bereitwillig lauschte. Fiona wollte diesen Worten Glauben schenken. Sie ignorierte bewusst, dass diese Worte einzig und allein seinem eigenen Zweck dienen könnten, sich aus seinem magischen Gefängnis zu befreien und denen letztendlich keinerlei Bedeutung innewohnte.
Weil es ihr egal war.

Charles hätte sie töten können.
Sie, die sie schockiert über die Brutalität und Rücksichtslosigkeit seines Vorgehens, das Gemetzel aus erster Reihe mit ansehen musste, nachdem sie das Ritual willentlich sabotierte und ihn aus seinem magischen Gefängnis entließ. Sie, die sie voller Ehrfurcht und Bewunderung seiner grausamen Taten beiwohnte, mit welcher er ihre Fesseln sprengte, die sie an diesen Zirkel gebunden hatten. Fiona unternahm rein gar nichts, um Charles davon abzuhalten, sein Werk zu verrichten. Es war keine Überraschung für sie, dass er das Leben jeder einzelnen Hexe ihres Zirkels einforderte und gewaltsam beendete. Es war schließlich Teil ihrer Abmachung.
Fiona war in ihrem Leben nie glücklich gewesen - ihre gute Laune lediglich eine Maske, um intimere Fragen im Vornherein abzuwehren. Die Konventionen, in denen sie gefangen war, ihrem Schicksal zwanghaft erlegen, ihr Leben als Teil eines Hexenzirkels zu fristen, mit Blut gebunden und für alle Zeit.
Fionas sehnlichster Wunsch war es, frei zu sein. Frei dorthin zu gehen, wohin sie es wünschte. Magie und ihre Grenzen auszutesten, nach der es ihr verlangte. Sie wollte frei von jeglichem Zwang sein, frei von emotionalen Bindungen, nach denen sie nicht gebeten hatte und frei von den Regeln und Gesetzen, die man ihr auferlegte. Fiona wollte frei von dem Zirkel sein, der ihr familiärer Rückhalt hätte sein sollen und doch nicht mehr war als das eisige Gefängnis auf Lebenszeit.
Und Charles erfüllte ihr diesen Wunsch.
Mit Blut und Tod.

Charles hätte sie töten können, doch er verschonte ihr Leben.
Es war niemals Teil der Abmachung gewesen, dass Fiona ihm folgen oder gehorchen musste. Ihre Wege hätten sich in dem Moment trennen können, als er ihren Traum erfüllte und sie in den Trümmern ihrer Vergangenheit zurückgelassen hatte. Fiona entschied sich aus freien Stücken, Charles zu folgen. Sie war es, die die Initiative ergriffen und sich zu seinem Anhang gemacht hatte.
Auch wenn Charles davon redete, dass sie lediglich ein Mensch und damit Nahrung war - wenngleich mit magischem Potential ausgestattet, ein bisschen mehr Wert besaß - so interessierte es Fiona herzlich wenig, was er damit bezwecken wollte. Sie ließ sich nur schwerlich unterdrücken, war sich der Gefahr, die von ihm ausging, jedoch immer bewusst. Charles war eigennützig, brutal und dominant, da machte sie sich nichts vor, hatte aber auch absolut nicht den Anspruch, ihn verändern zu wollen. Ganz im Gegenteil unterstützte sie ihn sogar bei seinen Plänen, sofern es ihr möglich war - widersprach ihm aber auch, wenn sie eine Idee nicht gänzlich überzeugte. Charles war über die Jahre in einem schleichenden Prozess zu ihrem Gefährten geworden, zu ihrer Familie, die sie liebte. Sie liebte ihn bedingungslos für das, was er war, ohne der Illusion zu erliegen, dass ihre Leben jemals so eng miteinander verwoben sein könnten, wie es bei Liebes- und Lebenspartnern der Fall wäre. Eine derartige Bindung widerspräche ihrem Gefühl der Freiheit womöglich viel zu sehr. Wissen konnte sie es jedoch nicht, denn es fehlte ihr schlicht an Erfahrung.

“Du scheinst angstfrei, aber ich denke, es ist eine Fassade”, antwortete sie schmunzelnd auf seine Nachfrage. Fiona hatte ihn noch nie ängstlich erlebt. Weder panisch nach einem Ausweg oder einer Lösung suchend, noch eingeschüchtert den Weg eines stärkeren Wesens meidend. Aber jedes Wesen hatte Angst und das würde auch Charles mit einschließen. “Ich habe ein Ritual in meinem Grimoire stehen, der deine tiefsten Ängste offen legen könnte, falls du es herausfinden willst.” Sie grinste stichelnd, sah seitlich zu Charles und reckte selbstbewusst ihr Kinn in die Höhe. Dass es sich dabei nicht um weiße Magie handelte, stand wohl ganz außer Frage. Ebenso, wie es außer Frage stand, dass sie diesen Zauber nicht ein einziges Mal angewendet hatte und absolut im Unklaren war, was bei einer falschen Ausführung für dramatische und unumkehrbare Konsequenzen auftreten könnten. Keine Faktoren, die sie davor zurückschrecken lassen würden, dieses Ritual auf Charles anzuwenden… sollte er es wünschen.

Charles hatte recht. Die Vampire waren selbst nicht gewillt, etwas an ihrer Situation zu ändern. Sicher gab es einige rebellische Exemplare, doch allein hätten sie niemals die Chance etwas Bewegendes voranzutreiben. Und so war auch Charles daran gebunden, die Füße still zu halten und sein Leben in einer erzwungenen Koexistenz zu fristen und nicht wie gewünscht mittels totalitärer Dominanz. Sie nickte, murrte zustimmend, sagte jedoch nichts weiter. Charles war alt und stark, er wäre mit Sicherheit in der Lage einen Clan mit Gleichgesinnten um sich zu scharen, um den ersten Schritt seines Traums in die Wege zu leiten. Andererseits hatte Fiona ihn als Einzelgänger kennengelernt, der sich nicht gerne eine solche Verantwortung aufband. Aber wer wusste schon, was die Zukunft bringen würde. Fiona würde ihm diesen Grundstein für sein Weltimperium irgendwann als Thematik präsentieren, so wie sie jeden Gedanken mit ihm teilte, der in ihrem Kopf herumschwirrte.

Fiona wusste, dass Charles diese Anflüge von Nähe, die sie zuweilen verspürte, aber vor Allem wenn sie sich müde oder einsam fühlte, lediglich ertrug, als sie zu genießen. Es war nicht so, als hätte er Fiona jemals nur aus einer Art Verbundenheit heraus die Hand aufmunternd auf ihre Schulter gelegt oder sie gar in den Arm genommen. Sie trennte eine unsichtbare Barriere voneinander. Eine Art Pakt, unausgesprochen, doch elementar. Dieser beinhaltete nicht nur die räumliche Distanz, welche permanent herrschte, wenn sie zusammen waren und es keiner Show unter anderen Menschen bedurfte, sondern auch die Zurückhaltung von Charles, die sie vor jeglichem physischem Leid bewahrte. Fiona wurde weder geschlagen, noch grob angepackt oder festgehalten. Dies schloss das Trinken ihres Blutes selbstredend mit ein, denn auch dieses hatte Charles in all den Jahren, in denen sie an seiner Seite war, nicht ein einziges Mal gekostet.
Es war dieser Pakt, den Fiona mit ihren schwächlichen Anfällen von Nähe ausreizte. Es war diese Nähe, die sie sich wünschte - diese verbotene Nähe, die ihr Leben in Sekundenbruchteilen beenden könnte. In diesen schwachen Momenten wollte sie ihn, gänzlich, ganz gleich der Konsequenzen. Wahrscheinlich war es ihr Glück, dass es Charles selbst war, der die Kraft in der Verlockung fand, die Situation zu ertragen und schließlich charmant, aber konsequent zu beenden.

Fiona hob ihren Kopf und richtete sich auf. Sie fühlte sich nicht müde, aber sie erkannte den von Charles gezogenen Schlussstrich, als er die Stille durchbrach. Bis hierher und nicht weiter. Ihre Augen richteten sich recht zögerlich auf ihn, da sie bereits ahnte, dass er angespannter war. Doch sie stand ohne zu murren auf und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. “Gute Nacht”, wünschte sie ihm trotz allem, ging zu ihrem Nachtquartier und kuschelte sich samt Klamotten in den Schlafsack, der für sie bereitgelegt worden war. Fiona schloss die Augen, doch ihre Gedanken rasten. Ihr Wunsch, einen Dämonen kennenzulernen und mit ihm Zeit zu verbringen, würde sie etwas kosten. Ein Dämon würde einen Nutzen aus ihr ziehen wollen, sie sollte einen Mehrwert haben… Fleisch, Blut, Erstgeborenes, Seele,... Opfer, die sie nicht bieten konnte und sich anfühlen würden wie Verrat. Es musste einen anderen Weg geben, einen versöhnlichen Kompromiss, nicht derart persönlich, dass es ihr Leben oder ihre Freiheit aufs Spiel setzen würde. Eine Lösung für diese Misere blieb diese Nacht jedoch aus.
Das Heulen eines in der Ferne befindlichen Wolfes war das Letzte, was sie hörte, als ihre Augen zufielen.
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Charles de Vere
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#8
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Eine Fassade, lag es ihm noch im Ohr. Vielleicht setzte es sich sogar für einige Zeit in seiner Gedankenwelt fest, als die Schritte hinter ihm längst verstummt waren, das Knistern des Schlafsackes verebbt und das hölzerne Knacken des Feuers das einzige, beständige Geräusch war, das er neben ihren entfernten, regelmäßiger werdenden Atemzügen noch vernahm. Es entlockte ihm ein leichtes Verziehen der Lippen zu etwas wie einem milden Lächeln, da er so darüber nachdachte. Es war gut, dass sie das dachte. Es war nur allzu menschlich. Menschlich, jedes Verhalten auch mit menschlichem zu analysieren, zu vergleichen, ja sogar erklären zu wollen. Vielleicht mochte sie sogar Recht haben. In Teilen. Vielleicht war es so, wie sie sagte. Doch wovor fürchtete er sich? Was mochte es geben, das ihm tatsächlich Angst einjagen würde? Der endgültige Tod sollte es nicht sein. Nicht bisher. Nicht einmal die Aussicht darauf, dass er den Bogen irgendwann einmal würde überspannen können. Dass zu schauen, was passieren würde, tatsächlich in dem eigenen Ende resultierte. Schon mehr als nur einmal hatte er sogar angenommen, dass es das gewesen sein mochte. Dass er das Schicksal ausgereizt hatte, am Ende verspielt. Am Ende.. am Ende jedoch war es nie so gekommen. Bis heute. Hatte es ihn geängstigt? Nein, niemals. Nie.

War es Verlustangst?

Im Grunde konnte Charles nicht von sich behaupten, vieles zu besitzen. Das, was er besaß, besaß er aus pragmatischen Gründen. Sicher, er hatte sehr viel Geld angehäuft. Weil es schlau und nur allzu sinnvoll war. Doch er besaß keinen eigenen, festen Wohnsitz, kein fulminantes Anwesen, nicht einmal einen begehbaren Kleiderschrank gefüllt mit imposanter Kleidung. Keine Immobilien, kein Haus, keine Hütte, kein Boot, kein Pferd. Er hatte sich nie ein eigenes Imperium geschaffen, in dem er regieren konnte, obwohl er doch in dieser Hinsicht selbst ein so seltenes Alphatier verkörperte. Weil ihm all das am Ende nicht nur lästig wäre, sondern mehr noch, ihn die Freiheit kosten würde, die er so liebte. Die Freiheit, zu tun und zu lassen, was er wollte, ob es denn nun bleiben oder gehen war. Hin und wieder überkam es ihn, dieser Anflug von Anpassungsfähigkeit, die er dem Bedürfnis seines Liebhabers, Partners und Herren, der Sesshaftigkeit alledem vorzog, unterordnete. Aber.. fürchtete er tatsächlich eines von diesen Dingen? Oder eben im Gegenteil, Verzicht zu üben? Eine Frage, deren Antwort nicht einmal der Vampir selbst zu bieten hatte. Und dennoch.. lächelte er. Weil sie ihn in einem Punkt so viel mehr zu verstehen glaubte, als er selbst es womöglich tat. Weil sie menschliche Gründe und Antworten zu suchen schien, über die er in dieser Intensität bisher nicht näher nachgedacht hatte. Weil es schlicht.. aus seinem eigenen Blickwinkel niemals notwendig war. Manchmal.. war es besser, Dinge nicht unnötig zu zerdenken. Sich stattdessen von Gefühlen und reiner Intuition leiten zu lassen. Seine Menschlichkeit mochte gestorben sein, doch Empfindungen waren da. Seine Seele war vielleicht verloren, doch sein Körper war nicht tot. Er fühlte. Doch fühlte er auch Angst?

Es war ein stechend markanter Geruch, der ihn aus all diesen Gedanken riss. Aus dem Gedankenspiel, das am Ende vielleicht doch nicht einmal ein richtiges war. Und doch war es eine Art Gedanken ordnen. Sortieren. Sich zu sortieren, ohne sich abgelenkt zu fühlen von dem Gefühl der unerbetenen Wärme und Nähe, wie dem Geruch jungen, frischen Blutes, ausgerechnet von dem Wesen ausgehend, das er doch schützen sollte. Nun war es ein ganz anderer Geruch, der seine Nase penetrierte, ihn aus dem Nichts heraus beleidigte. Der Blick des Vampires verdüsterte sich. Er kannte diesen Gestank nach altem, nassen Hund. Er würde ihn zu jeder Zeit locker aus hunderten von Gerüchen herausfiltern können, mühelos. Werwölfe. Und sie steuerten geradewegs auf ihr Lager zu. Es würde wohl kaum Sinn machen, das Feuer nun verstecken zu wollen. Erstens nicht, weil es dafür ohnehin zu spät wäre. Zum Anderen, und das jedoch maßgeblicher, nicht, weil er es nicht einsah, sich vor dem Geruch von nassem, stinkenden Hund zu verstecken. Mindestens einer dieser aggressiven Tölen suchte Ärger, indem er es wagte, in den kleinen Bereich ihres Lagers einzudringen und ihnen damit die Nacht zu verhageln? Oh bitte, sollte er am Ende sehen, was er davon hätte. In aller Seelenruhe, jedoch mit einem Schnauben, zog sich Charles sein Jackett von den Schultern, faltete es sorgfältig und legte es auf den Platz zurück, den eben noch er selbst so nachdenklich okkupiert hatte. Öffnete die Knöpfe der Hemdärmel, um sie zurück zu schlagen und schlich sich vom Feuer fort. Weniger, weil er fürchtete, der Feind könnte auf ihn aufmerksam werden, doch weitaus mehr hegte er Sorge, die Hexe im Zelt unweit hinter sich könnte andernfalls erwachen.

Es waren mehrere. Die auf ewig ergrauten Nackenhaare des Vampirs stellten sich auf. Es widerstrebte ihm, verschiedene Nuancen der Abscheulichkeit wahrzunehmen, in Geruch, Schritttempo hierher und schlussendlich sogar ohrenbetäubendem Geheul. Wie es ihm widerstrebte, sich hier auf offenem, unbekanntem Terrain zu befinden. So schnell ihn die Füße trugen, war er soeben in einen Sprint übergegangen, direkt auf die Quelle all dessen zu. Fort des Feuers - fort der Achillesferse, für die solch ein Aufeinandertreffen schnell zu einem endgültigen Ende führen würde. Es hatte nicht einmal einen Lidschlag lang gedauert, ehe sich die Finger des Unsterblichen zu langen Krallen formten, die scharfen Reißzähne aufblitzten und sich die dunklen Iriden zu blutrot leuchtenden Bällen formten – Romms – schon wurde er rittlings von den Füßen gerissen. Riesige Pranken bohrten sich in kaltes Fleisch. Bestialischer Gestank erst über, dann, den Schwung des Rucks nutzend, unter ihm. Kleidung riss. Knurren, Zischen, Gebrüll und Geheul erfüllte die Lichtung ohrenbetäubend. Krallen stoben durch dichtes, stinkendes Fell, rissen das Tier von den Füßen und schleuderten es fort. Reißende Haut zu hören, dunkles Blut spritzte, wütendes Knurren gegen Fauchen gegen abermaliges Geheul, als gleich zwei weitere Bestien hinzu stoben, angriffen, den Moment des Fortschleuderns nutzten, um den Eindringling in ihrem Terrain zu Fall und damit zu Boden zu bringen. Auf ihn einprügelten, während er sich mit Zähnen und Klauen wehrte. Ein raufender Ball aus drei Wesen entstand inmitten der Lichtung, aus dem blutüberströmtes Fell und Kleidungsfetzen stoben wie nichts als Staubflocken, während Blut dunkel auf das feuchtkalte Gras spritzte. Eine weitere, riesige, tierische Gestalt sprintete unheilvoll blaffend dazu, während sich das benommene, riesige Tier am Rande der Lichtung allmählich wieder regte.
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