OUTFIT - "Pscht!" Cyrus grinste diebisch, als er seine Handfläche auf Meis Mund legte und sie freudig anfunkelte. "Du musst leise sein. Kriegst du das hin?", wollte er wissen und wartete, bis sie nickte, bevor er seine Hand langsam von ihr löste. "Wir gehen raus. Komm." Cy griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich mit bis zu ihren Schuhen. Dann ließ er sie los und wartete an der Tür. "Vergiss deine Mütze nicht", wies er sie an und wartete wieder, bis sie eingepackt in Klamotten war. Es war erst ein paar Wochen her, dass er 14 Jahre alt geworden war, aber in seiner Welt war er quasi erwachsen und seine Verantwortung lag bei dem jüngeren Mädchen, wenn er sie mit nach draußen klauen würde. Also musste sie sich warm anziehen, damit sie nicht krank wurde. Zwar waren es 13 Grad draußen, aber sie war ein Mädchen und die froren nicht nur schnell, sondern erkälteten sich eben auch schnell. Der Verhüllungszauber war einer seiner neuen Zauber, die er mittlerweile so gut konnte, dass er sich und eine andere Person hier raus schmuggeln konnte - vorausgesetzt Mei war wirklich leise, denn Lärm konnte er nicht dämpfen. Also wusste er direkt, was er als nächstes lernen würde. Seine Eltern drillten ihn auf eine Art und Weise die dafür sorgte, dass Cyrus schon jetzt so gut mit Magie umgehen konnte, wie andere mit 18 Jahren noch nicht und natürlich machte ihn das verdammt stolz.

Als sie sich rausgeschlichen hatten und endlich auf der Hauptstraße waren, ließ er den Zauber verschwinden, als keine Menschen in der Nähr waren und grinste Mei wieder an. Er hob die Hände und rückte ihre Pudelmütze zurecht, schnippte gegen den Bommel und griff wieder nach ihrer Hand. Sie war etwa 1,50m groß und würde sofort verloren gehen, wenn er nicht aufpasste. Cy mit seinen jetzt schon 1,80m überragte sie um gut dreißig Zentimeter und wenn es sein musste, würde er ihr einen Ballon um den Hals binden, damit er sie in der Menge des Jahrmarkts nicht verlor. Denn genau dort schleppte er sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hin und er verriet nicht ein Wort, als sie immer wieder fragte, wo sie hin wollten. Mei hatte so traurig ausgesehen, als niemand Zeit gehabt hatte, um mit ihr zu gehen und Cy war sich sicher, dass das an ihren Puttbulls lag, ohne die sie nicht raus durfte, weil niemand Bock auf Anstandswauwaus hatte. Also hatte Cyrus sich erbarmt und sie jetzt entführt. Die Dinge konnten doch so einfach sein!

Als sie ankamen, leuchteten alle Lichter bunt vor sich her, das Riesenrad drehte sich in der Ferne, die Leute schleppten Kuscheltiere und Lebkuchenherzen mit kitschigen - würg! - Sprüchen drauf oder Goldfische in Plastiktüten durch die Gegend. Sie aßen Zuckerwatte, deftige Snacks, lachten und knutschten oder stritten sich. Cyrus Motivation war die Geisterbahn in die er unbedingt wollte, aber das sagte er Mei noch nicht. "Wo willst du als erstes hin?", wollte er von ihr wissen und gegen sein Naturell, ließ er der Jüngeren die Wahl. Weil er nett sein konnte, wenn er denn wirklich wollte. Und heute war ein guter Tag für nett.

Überraschung sorgte dafür, dass sich ihre Augen leicht weiteten. Die Hand, welche sich auf ihren Mund legte, und die Augen, welche ihr entgegenfunkelten, waren ihr nur allzu vertraut. Stumm nickte sie, mit Eifer in der Bewegung. Schalk mischte sich in ihren Blick, als sie seine Finger an ihren wahrnahm und von dem jungen Hexer mitgezogen wurde. Etwas, das sie nur zu gerne zuließ. Niemand anderes dürfte es sich herausnehmen, sie derart zu behandeln. Außer Cy.
Beinahe lautlos bewegte sie sich über den polierten Bodenbelag bis zum Ankleidebereich, wo sie in ihre Schuhe schlüpfte und sich – mit einem Augenverdrehen, was sie verbarg, weil sie von ihm abgewandt war – wie angewiesen die Mütze auf die schwarzen Haare zog. Als würde sie sich präsentieren, legte sie die Handballen an ihr Kinn und spreizte die Finger von ihrem Gesicht weg, während sie mit diesen wackelte und ihm einen Blick zuwarf, welcher ‚zufrieden?‘ fragte. Ein Schmunzeln blieb konstant auf ihren Lippen, als sie sich hinausschlichen. Dafür würde sie Ärger bekommen, aber das war ihr egal.

Draußen ließ sie zu, dass er ihre Mütze auf ihrem Schopf verschob, obwohl sie es nicht leiden konnte, wenn man den Sitz ihrer Haare beeinflusste. Da war sie wirklich verdammt empfindlich. Zufrieden und aufgeregt klammerte sie sich an seine Hand und lief neben ihrem besten Freund her. Immer wieder fragte sie, wo sie hingingen, aber er wollte es ihr einfach nicht verraten! Mei war bereits kurz davor, mit dem Schmollen anzufangen, da wurde endlich absehbar, wo sie hinfuhren. Aufgeregt hüpfte sie auf und ab. Keiner ihrer Brüder hatte mit ihr zum Jahrmarkt gehen wollen und selbst ihre Nanny hatte gemeint, es wäre zu unübersichtlich und gefährlich für eine junge Dame wie sie. Das war Mei scheißegal, sie hatte ihren Job zu machen und dem Drachenmädchen zu geben, was sie wollte!

Mit großen Augen und Faszination im Blick, ließ sie diesen über alles wandern, was es zu sehen gab. Der Strom pulsierte unter ihrer Haut und rief sie lockend. „Du bist der absolut Beste, aber das wusstest du bereits.“ Ihre Fingerspitzen kribbelten leicht. „Ich möchte unbedingt aufs Riesenrad!“, gab sie von sich. „Ist bestimmt nicht im Ansatz so toll, wie zu fliegen, aber von oben sehen alle anderen trotzdem total klein aus.“ Etwas, das sie als Drache nicht sehen konnte, weil sie sich von den Menschen fernhalten musste. Boo! „Ist das okay?“, fragte sie trotzdem und riss ihre Aufmerksamkeit von dem Riesenrad los, um zu Cy hinaufzublicken.

"Du kribbelst", gab er trocken von sich und zuckte dann leicht die Schultern. "Natürlich, wer sonst?" Ee gab niemanden, der besser war als er, nicht im Umkreis von mindestens 600.000 Meilen. Meis große Augen fielen ihr beinahe aus dem Kopf, als sie all die Dinge sah und Cyrus fragte sich, ob das so ein Mädchen-Ding war? Er sah zu seiner besten Freundin runter und hob eine Augenbraue. "Sie sind und sehen immer klein aus, Mei." Das war alles nur eine Frage der Perspektive, musste sie vielleicht noch lernen. Erneut zuckte Cy mit seinen Schultern. "Klar." Er nickte und steuerte Mei an der Hand durch die Menschenmengen bis zum Riesenrad. Die Schlange war unfassbar lang und er sofort genervt. Es juckte ihn so sehr in den Fingern, einfach nach vorne zu gehen und den Typen zu bezahlen, damit sie direkt ins Riesenrad konnten. Aber Mei sollte einen anständigen Abend haben, wie es sich gehörte in ihrem Alter. Cyrus wusste, was in ihrer Elite noch alles auf sie zukommen würde und das war kein Zuckerschlecken. Also gönnte er ihr ausnahmsweise einen ganz normalen Abend. Da er sie aber auch nicht einfach hier stehenlassen konnte... doch. Konnte er. Aber nein, konnte er nicht, weil zu viele Menschen um sie herum war. Elendige, schwache, dumme Menschen. "Wusstest du, dass Cynthia schwanger ist? Hat Calvin gestern erzählt. Ihre Eltern sind völlig ausgerastet und jetzt muss sie zu ihrer Tante nach Frankreich, damit niemand das Drama mitbekommt", erzählte er Mei und grinste so bösartig vor sich her.

„Oh, tut mir leid. Ist die Reizüberflutung“, meinte sie erklärend, dachte aber nicht im Traum daran, zuzulassen, dass er wegen ein bisschen Kribbeln in den Fingern seine Hand aus ihrer zog, oder so. Konnte er voll vergessen! Schließlich konnte sie nichts für ihr Element, und Cyrus war derjenige gewesen, der sie bereitwillig und von sich aus an diesen Ort gebracht hatte, wo es überall blinkende, bunte Lichter und sonstige Leitungen für die Stromversorgung gab. Da war die Anspannung vorprogrammiert. „Hm. Niemand?“ Natürlich nicht. Sie redeten hier von ihrem besten Freund, welcher absolut fehlerfrei war. Ein Junge, mit dem man angeben konnte und der oftmals als das glänzende Beispiel genutzt wurde, wenn es bei anderen in ihrem Alter nicht so lief, wie bei ihnen.
„Das sagst du nur, weil du selbst das Riesen-Gen von deinem Vater und die langen Modelbeine von deiner Mutter geerbt hast“, gab sie ebenso trocken zurück, wie er zuvor und verzog die Lippen. Blödmann. Mit den knapp dreißig Zentimetern, welche sie größtentechnisch voneinander unterschieden, war es ja auch nicht schwer, dass sich andere für ihn wie Ameisen anfühlten! Mei konnte das ja nicht, weil man sie sonst sehen könnte und das gefährlich war, blah blah blah.

Neben Cy stand sie in der Schlange und beugte sich ein wenig nach links und rechts, um an den Leuten vor ihnen vorbeizuschauen. Die Schlange war so lang! Wer hatte denn Zeit für so etwas? „Wie bitte?“ Mei blinzelte mehrfach, ehe sie die Brauen zusammenzog. „Das ist aber dämlich von ihr. Und peinlich obendrein. Ihr Französisch ist auch wirklich nichts, womit sie angeben kann.“ Da sollte sie sich mit ihren Kanji-Kenntnissen vielleicht an die eigene Nase fassen. „Sag mir bitte, dass du weißt, wer es war.“ Bestimmt Henry, der tatschte sowieso jedes Mädchen in seiner Stufe an. Mei hatte mal gesehen, wie dessen Hand unter dem Rock einer älteren Schülerin verschwunden war. „Glaubst du, sie wird enterbt?“

Ungeduldig tippte sie sich mit dem Zeigefinger der freien Hand gegen den Rock ihres Kostüms, bevor ihr der Faden riss und es ihr reichte. „Das ist mir zu blöd“, merkte sie an, und lief unbeirrt zu dem Mitarbeiter, welcher die Leute in die Gondeln ließ. Ein paar Leute beschwerten sich lautstark, was sie ignorierte. Dann kramte sie in ihrer Rocktasche herum und hielt dem Mann einen hundert Dollarschein hin. „Ich will nicht warten.“ „Wir mussten auch warten!“, meckerte die Teenagerin am Arm ihres Freundes. Sie steckte in dieser hässlichen Jacke aus einer billigen Materialmischung, welche Mei mit dem Schein in ihrer Hand, bestimmt fünf Mal hätte kaufen können. Mindestens. „Das ist mir egal. Ich würde ja sagen, dass Zeit Geld ist, aber ich glaube nicht, dass du das verstehen würdest“, erklärte sie der Ziege scheinbar geduldig. Dann wandte sie sich zurück zum Mitarbeiter um. „Dürfen wir jetzt einsteigen, oder willst du, dass mir die Finger abfallen, weil ich den Schein so lange halten muss?“

Auf dieses lächerliche "Niemand?" ging er gar nicht ein. Verschwendete Wortbenutzung. "Neid steht dir nicht, Mei. Du bist auf das Beste reduziert, nicht vergessen." Er tippte ihr auf die Nasenspitze und schob die Hand dann in seine Hosentasche. Er hatte kein Problem damit, dass Mei winzig war, sie würde erstens noch wachsen und zweitens war die Körpergröße nicht gleichzusetzen mit Charaktergröße. Musste sie vielleicht auch noch lernen. Cyrus bekam das eingetrichtert, seit er sein erstes Wort gesagt hatte.

"Dumm halt. Wer ficken will, muss auch verhüten können." Seit Cy sein erstes Mal gehabt hatte, war das Thema für ihn fast wichtiger als Geld. Aber nur fast. Er würde niemals und unter keinen Umständen mit irgendeinem Mädchen schlafen, ohne ein Kondom zu benutzen. Kinder mag hin oder her, die Olle konnte bezahlt werden und gut, aber er hatte keinen Bock, dass ihm sein Schwanz irgendwann abfiel oder zu Tode juckte, weil sich irgendeine Bitch an einem anderen Wichser was weggeholt hatte. Seine Mutter würde bei den Gedanken die ihr Sohn hatte, dem Wissen, dass er bereits Sex gehabt hatte und der Tatsache, wie er über Mädchen dachte, einen Herzinfarkt kriegen. Und obwohl Cy seine Eltern wirklich liebte, tatsächlich, wäre der Tod seiner Mutter mit Halbwaisenrente verbunden, ergo mehr Geld. Man musste die Dinge eben immer positiv sehen. Zitat Mister Langford Senior. "Weiß ich, aber ich sag's dir nicht." Er grinste Mei mit seinem typischen Sunnyboy-Grinsen an und nickte dann. "Garantiert. Die Mutter von ihr ist im Buchclub meiner Tante und die labert ständig was davon, dass die doch alle zur Kirchen kommen sollen. Also findet die das bestimmt nicht geil, dass ihre Tochter mit 14 rumbumst und schwanger wird." Er sah wieder zu Mei runter. "Hast du schon Sex?", wollte er dann wissen und verengte einen Moment die Augen.

Anstatt ihm zu antworten flüchtete sie einfach nach vorne. Cy folgte ihr gemächlich und beobachtete die Szenerie vor sich. Er sah den Freund von dem Mädchen an und hob leicht eine Augenbraue. "Glotz sie weiter an und du kannst in Zukunft Braille lesen." Selbst Cys Drohungen waren so ruhig und schneidend wie seine ganze Haltung. Weil sein Vater genau das verlangte. Wer schrie war im Unrecht. Wer aufbrauchen war, hatte keine Chance den Überblick zu behalten. In der Ruhe lag sie Kraft. Tatsächlich fing Cyrus langsam an das zu begreifen und sich danach zu richten. Dann wandte er sich an den Kerl, der die Leute ins Riesenrad ließ. Er nahm Mei den Schein ab und drückte ihn gegen die Brust des Kerls. "Echt nett von dir, Kumpel." Fer blinzelte nur völlig dumm vor sich her und Cy verdrehte sie Augen. Er hielt Mei die Tür der nächsten Gondel auf, weil der Typ das eh nicht hinbekommen würde und zog seine Weste aus, damit Mei sich darauf setzen konnte und nicht ihr helles Kostüm dreckig machte. Dann setzte er sich neben sie und legte einen Arm hinter ihr auf die Rückenlehne der Gondel. "Beantworte meine Frage."

Okay, dann würde er es ihr eben nicht verraten. Mei wusste es besser, als an Cyrus‘ Arm zu zupfen und ihn anzuflehen, ihr die Information trotzdem zu sagen. Außerdem besaß sie Schamgefühl und Würde. Also verdrehte sie einfach erneut die Augen und dachte sich ihren Teil. Wenn sie wieder in der Schule waren, würde es ihr irgendjemand schon verraten. Aber sie würde sich nicht die Blöße geben, von sich aus nachzufragen, weil Cy so etwas herausfinden konnte. Am Ende würde sie nur blöd dastehen, und darauf konnte sie wirklich verzichten.
So, wie sie darauf verzichten konnte, in dieser dämlichen Schlange anzustehen, als wäre sie ein normaler Mensch und aus der Mittelschicht. Anstatt also auf seine nachbohrende Frage einzugehen, deren Antwort er sich wirklich denken können sollte, bewegte sie sich zum Anfang der Warteschlange. Bevor sie in die Gondel eintreten konnte, hielt sie kurz inne und drehte sich zu dem Pärchen um, das sich immer noch lautstark bei dem unterbezahlten Mitarbeiter beschwerte. Mei zog ihre Mütze vom Kopf und warf sie dem Mädchen mit der Jacke vor die Füße. „Da. Das ist reines Cashmere. Verkauf sie auf Craigslist oder so, und hol dir bitte einen richtigen Mantel. Bei dem da“, meinte sie und deutete vage in ihre Richtung, „bereue ich glatt, dass ich mit der Fähigkeit des Sehens geboren wurde.“ Ekelhaft.

Ohne ihr die Möglichkeit einer Erwiderung zu lassen, machte sie auf dem Absatz kehrt und stieg rasch in die Gondel, damit Cyrus es auch noch schaffte. Das Surren des Stroms vibrierte unter ihrer Haut, als sie sich auf die Weste ihres Freundes niederließ und ihren Rock zurecht zupfte. Sie würde nicht gekünstelt einen halben Aufstand machen, dass er seine Kleidung nicht für sie beschmutzen sollte. Denn, doch, das sollte er. Er wurde von seinem Vater zu einem Gentleman erzogen, und so sollte er sich auch verhalten. Außerdem konnte er die Weste schnell mit Magie wieder säubern. War also alles nicht dramatisch.
Mei strich sich geschäftig die Haare glatt, ehe sie Cy anschaute und die Augenbraue langsam anhob. „Nein.“ Nicht, nein, ich werde deine Frage nicht beantworten, sondern nein, ich habe keinen Sex. Sie war erst dreizehn, ein Mädchen und ein Drache obendrein. Wer glaubte, dass Hexen rassistisch sein konnten, würden bei den Ansichten der Drachen vor Schock tot umkippen. „Mutter sagt, ich solle es bloß nicht wagen. Das würde meinen Wert schmälern.“ Weil man jungfräuliche Mädchen besser zur Heirat anbieten konnte. „Außerdem weißt du ganz genau, dass Drachen nicht mit anderen Rassen zusammenkommen.“ Höchstens, wenn man es darauf anlegte, von der gesamten Kolonie verstoßen zu werden. Und das tat sie nicht. „Ich bin der einzige Drache an der Akademie.“ Wusste Cyrus ebenfalls. „Wieso? Sag mir bloß nicht, dass du jetzt genau wie Henry deine Finger unter die Röcke der Mädchen schiebst.“ Bei der Vorstellung zog sie die Nase kraus. Jungs fand sie sowieso blöd. Abgesehen von Cyrus, weil sie mit dem Blonden aufgewachsen war.

Gut. Sehr gut. Cyrus hatte keine Probleme damit zu töten, eine Sache die er von seinem Vater gelernt hatte und auch, wenn er beim ersten Mal einen Schock davongetragen hatte, aus dem ganz sicher ein Trauma entstanden war, hatte er wenig Lust all die Jung umzulegen, die Mei zu nahe kamen. "Ich hoffe, du hältst dich nicht daran. Nur nicht so früh." Regeln waren zum brechen da, aber Mei war erst dreizehn und viel zu jung, um Typen schon jetzt ihren Körper zu geben. Dass Cy bis vor vier Wochen selbst noch so alt gewesen war, spielte dabei keine Rolle. Er war es nicht mehr. Punkt.
"Die Mädchen schieben ihre Finger selbst unter ihre Röcke, wenn sie mich sehen, Mei." Das selbstgefällige Lächeln auf seinen Lippen war durchzogen von Selbstliebe, Überzeugung und Genugtuung. "Zumal Henry keinen guten Schwanz hat. Sagt er selbst, wenn wir in der Umkleide sind." Cyrus zuckte die Schultern, weil er nicht verstehen konnte, wie man kein Selbstbewusstsein haben konnte. Aber das war etwas, was ihm in die Wiege gelegt war, genauso wie sein makelloses Aussehen. Da hatte er richtig krasses Glück gehabt.

Er legte seinen Arm um Meis Schulter und zog sie an sich, drückte seine Lippen gegen ihre Haare, achtete darauf sie nicht zu zerstören und grinste dann. "Und wenn, wärst du mein einziger Rock, unter den ich fassen wollen würde, weißt du doch, kleiner Kuscheldrache." Natürlich nicht, so sah er Mei nicht. Sie war einfach seine beste Freundin, fertig. Er hatte sie noch nie sexuell betrachtet und hatte das auch nicht vor. Dass sich das in ein paar Jahren ändern würde und er sie damit noch ganz anders durcheinander bringen würde als mit seinen üblichen Maschen, wusste er da ja noch nicht. "Ist dir bewusst, dass wir in die Geisterbahn müssen? Abraham war vorgestern hier und sagt, er hätte sich fast eingepisst vor Angst. Ich will sehen, ob es wirklich so schlimm ist. Und da ich dich nicht alleine lasse, musst du leider mit." Sie hatte bestimmt keine Angst, weil Mei cool, taff und unterschrocken war. Eigentlich war sie wie ein nicer Kumpel, nur eben als Mädchen.

Bis zu diesem Gespräch hatte sie nicht im Ansatz daran gedacht, Sex zu haben. Was war denn bitte in den Langford gefahren, dass er plötzlich mit dem Thema um die Ecke kam? Sehr fragwürdig. „Wir werden sehen“, wiegelte sie bloß ab. Er mochte ihr bester Freund sein, aber ob sie frühzeitig mit jemandem schlief und es dann vor ihren Eltern verbergen musste, würde sie ihm bestimmt nicht erzählen! So etwas musste sie nicht mit dem Hexer teilen. War ja eklig.
„Bah, Sky.“ Mei verzog angewidert die Lippen. Und dann wurde es noch schlimmer. „Oh, um der Götter Willen, Cyrus!“ Was bei Henry in der Hose war, wollte sie nun wirklich nicht hören. Sie war kurz davor, die Hände auf die Ohren zu legen und einfach zu singen anzufangen, oder so. „Henry und seine Meinung sind mir total egal.“

Trotz ihrer Empörung ließ sie zu, dass Cyrus sie an sich zog und einen sanften Kuss auf ihrem Schopf platzierte. Sie stöhnte auf, legte den Kopf in den Nacken und blickte dann unbeeindruckt zu ihm hinüber. „Das würdest du nicht.“ Und da war sie sich verdammt noch mal sicher. Ihre Eltern wären absolut nicht begeistert, und das würde zu Spannungen zwischen diesen und seinem Vater führen, was wiederum Ärger für ihn bedeuten konnte. Nein, er würde es nicht wagen, sie unsittlich anzufassen. Trotzdem konnte sie nicht anders und schlug die Beine übereinander, wobei sie ihren Rock glattstrich. Eher würde sie ihm die Finger abbeißen oder ihm einen Stromschlag verpassen, als dass sie zulassen würde, dass er bei ihr machte, was Henry bei den anderen Mädchen tat.

Mei legte ihre Finger an sein Kinn und hielt es fest, als sie ihm unbeirrt in die wundervoll blauen Augen blickte. „Auf jeden Fall. Und dann darf sich Abraham morgen anhören, dass er ein götterverdammtes Weichei und eine Schande für sein Geschlecht ist.“ Sie grinste breit. „Er übertreibt doch sowieso“, meinte sie und ließ sein Kinn los, um am Kragen seines Shirts herum zu zupfen. „Dein Smartphone hast du ja bestimmt dabei.“ Weil Cyrus gerne einfach alles aufnahm. Also wieso nicht auch ihre Fahrt durch die Geisterbahn? Mei stand total auf Horror. Das fand sie extrem lustig. Da konnten sie direkt beobachten, wie Abraham noch mal blass wurde, wenn sie ihn an sein halbes Trauma erinnerten. Bei dem Gedanken funkelte gleich der Schalk in ihren Kullern.