Die Gegend um die Niagarafälle war ein gefundenes Fressen und das war in den Augen des jungen Vampirs etwas, das auf so vielen Ebenen passte. Hier herschre, auch im spät Sommer, noch reichlich Touristen trouble und es viel kaum auf wenn mal einer verloren ging. Zumindest glaubte das Louis. Denn abgesehen von den Touristen Gruppen mit ihren Führern, trieben sich noch genügend Solo Urlauber in der Gegend rum.

Das Louis bei diesen Urlaubern schnell Kontakte knüpfte wunderte den Vampir nicht. Er war, gerade was oberflächliche Bekanntschaften anging sehr gut. Schaffte es das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und sie so zu Manipulieren, daß es für ihn passte.

Er hatte sich mit zwei ausländischen Urlaubern verabredet um in der Nähe der Niagarafälle wandern zu gehen. In Wirklichkeit wollte er seinen Dämonen freien Lauf lassen. Blöd nur das die Wanderer alles andere als unwissende Schafe waren. Sie entpuppten sich als Jäger und auch wenn zwei Jäger nicht am Ego von Louis kratzen (zumindest in seiner Maske des Übermutes) saß ihm die Angst im Nacken. Angst die aus Erinnerungen geboren wurde und durch tief sitzenden Verlustschmerz genährt wurde.

Es entbrannte ein Kampf und wie es bei zwei gegen einen manchmal ist, sah es für Louis garnicht so gut aus. "Fuck, fuck, fuck!" Keuchte der durch das kleine Wald Stück, das sich vor ihm erstreckte. Seine Kleidung zerrissen, deutliche Anzeichen vom Kampf und trotz vampirischer Heilfähigkeit, einige tiefe Wunden an den Armen und am Oberkörper.

Chankyu ging gerne durch die Wildnis spazieren. Er war relativ naturverbunden und trotz Tagschatz war er lieber in der Nacht unterwegs oder wenn die Sonne unterging. Die Niagara Fälle waren dafür eine schöne Location. Lange würde der Koreaner nicht mehr hier bleiben, zu viele Touristen, zu viele verliebte. Chankyu umgab sich sehr ungern mit Verliebten seit damals diese Jäger seine Familie und seine Liebe vernichtet hatte.
Dass er mal wieder auf diese "Spezies" traf hatte er am heutigen Abend nicht erwartet. Er stapfte durch den Wald, hin zu den Wasserfällen, er hätte einen Wanderweg nutzen können, aber so etwas brauchte er nicht. Er konnte sich anhand der Stimmen und der Geräusche orientieren. Wobei, irgendwas stimmte hier nicht. Chankyu blieb wie ein Reh im Scheinwerferlicht stehen. Lauschte auf das Knacken und Brechen und die Schritte im Wald. Es waren schnelle Schritte, sie kamen von Links und… da prallte schon der andere Körper gegen ihn.
Er fegte ihn komplett von den Füßen.
Stöhnend drehte sich Chankyu auf den Rücken. "Bist du bekloppt?" raunte er und hielt sich die Seite. Der Vampir war komplett überrascht von der Situation, deswegen hatte der andere ihn überhaupt niederreißen können. Er hätte ja auch ausweichen können, weil er schnellere Reflexe hatte, aber der Kerl hatte ihn einfach erwischt. Mühsam rappelte er sich auf die Beine, während der andere sich panisch umsah. Aber ja, da waren noch andere Schritte, die auch schnell waren, nicht so schnell wie der Fremde, aber doch… zu schnell. Chankyu fing sich schneller. Das hier war ein Problem. "Kerl! Was ist hier los?" zischte er und ergriff den anderen, zog ihn näher und hinderte ihn an der Flucht.

Der Aufprall hatte ihn überrascht und ihn beinahe Fallen lassen. Doch Louis stolperte, fast auf den Knien, ein paar Zentimeter weiter, bevor er dann doch kurz auf den Boden fiel. "Fuck." Stieß er aus. Seine Ohren gespitzt auf jeden Laut der hinter ihm durch das Unterholz brach. "Scchhht." Er sah den Fremden an und sein Blick war durchdringlich. Grinsend, panisch und durchdringend. Louis fuhr sich durchs Haar, stand auf und wollte gerade weiter rennen, da hielt ihn der Typ fest.
Die Jäger kamen näher und diese Typ, dumm unwissend wie er war, hielt ihn einfach fest! Louis keuchte und sein Blick wanderte von dem Typen in Richtung der Menschen die näher kamen. "Jäger." War das einzige Wort das er rausbrachte. Ungestüm schlug Louis auf die Schulter und den Oberarms des Mannes. "Las los." Brach es aus ihm raus.

Zu Spät. Weg laufen wurde immer wahnwitziger, denn da sah man schon die dunkle Gestallt eines der Jäger und Louis Gehör verriet ihm, das der zweite sich einen Weg um sie herum bahnte. Louis, plötzlich nicht mehr der Gejagte, der keinen Ausweg wusste, straffte die Schultern. Zwei waren okay, zwei würde er überleben. "Versteck dich lieber." Mahnte er den Fremden. Nicht darüber nachdenkend das dieser einen Aufprall in Vampir Geschwindigkeit und dem harten Körper eines Vampires überstanden hatte ohne das etwas passiert war.

Jäger. Chankyu fauchte und zeigte seine Fangzähne. Verfluchte Jäger. Er ließ den anderen los, duckte sich leicht und ging in Kampfhaltung. Chankyu strich sich durch die Haare und sah den anderen entgeistert an, als er ihm zu hauchte sich zu verstecken. "Bist du verrückt?" fragte er ihn. "Ich verstecke mich nicht vor irgendwelchen erbärmlichen Menschen." raunte er ihm leise drohend zu und zog ihn näher.
Das Gesicht des anderen war zerkratzt und er wirkte erschöpft. Wie lange wurde er schon gejagt. Er musste übernatürlich sein, kein Werwolf, das konnte er riechen. Er schob den Namenlosen etwas zurück und hauchte ihm zu. "Sind es zwei? Ich höre zwei!" raunte er ihm zu. "Zwei schaffen wir! Du nimmst den..." Chankyu lauschte auf die Männer, die sie umrundeten und versuchten zu überraschen. Der Vampir redete aber leise, wahrscheinlich kaum hörbar für die Menschen. "Links… links wirkt erschöpfter. Pass auf deinen Hals auf und hab kein Erbarmen!" gab er ihm Anweisungen obwohl er ihn nicht kannte. Er wusste nicht ob der andere auch ein Vampir war, aber die meisten Wesen würden sterben, wenn man enthauptet wurde. Dämonen, Kitsunen, alle fielen um, wenn man sie köpfte. Er klopfte dem anderen gegen die Brust. "Du schaffst das, es sind erbärmliche Menschen!" feuerte er den anderen an, drückte sich weg und machte sich bereit, mit dem Jäger zu ringen. Es würde sich nie wieder so überfallen lassen wie damals im Gewölbe seiner Familie in Korea.

Ein leises übermütiges Lachen entwich Louis. "Ich bin nicht schuld wenn du Stirbst." Kam es über seine Lippen und obwohl sein Körper aufs maximale angespannt war, klang seine Stimme hinter der Erschöpfung und dem drohenden Vampir ein wenig verspielt. Von dem her schien die Frage ob Louis verrück sein, sich selbst zu beantworten. Denn ein klein wenig Wahnsinn wohnte in ihm definitiv inne.
"Es sind zwei, der kleinere scheint der Pläneschmied zu sein." Er grinste, den Blick dem Typen folgend, der glaubte schlau und leise genug zu sein um sich um den Vampir herum zu schleichen. "Der Andere ist groß, kräftig aber eigentlich nur ein Spielzeug." Er lachte leise, drohend und angriffslustig. Bei den Anweisungen im Bezug auf seinen Hals nickte Louis kurz. "Du scheinst dich auszukennen." Stellte er ein kleines bisschen überrascht fest. "Aber keine Sorge, ich hatte nicht vor Erbarmen zu zeigen." Die Kratzer in seinem Gesicht hatten sich schon geschlossen und man erkannte nur an der zerrissenen Kleidung, das er eben noch durchs Unterholz geprescht war.

Das knacken des kleineren Jägers war verstummt und Louis spitzet die Ohren, auf jedes Geräusch achtend das um ihn herum geschah. "Las uns ein wenig Spaß haben." Nickte Louis, die aufbauende Geste erwidernd, in dem er dem Anderen auf die Schulter klopfte. In dem Augenblick brachen beide Jäger, wie auf ein stummes Kommando aus dem Wald hervor und verwickelten Louis und seinen unerwarteten Mitstreiter in einen intensiven Kampf.

Natürlich war der andere nicht Schuld wenn Chankyu starb, aber dann hatte diese ganze Reise wenigstens auch ein Ende. Er würde aber zu seinem Wort stehen und vor ein paar erbärmlichen Menschen weglaufen oder sich verstecken. Nicht solange noch ein bisschen Leben in seinen Adern war.

Zwei, also konnte er seinen Ohren trauen. Flach atmete Kyu. Pläneschmied und Spielzeug. Ein Kopf und der Muskel. Kopf und Muskel hatten sich aber nun von einander zumindest räumlich getrennt. Das war ein Fehler. Mit einem Nicken nahm der Koreaner die Fakten auf, die der andere ihm darlegt. "Dann stürz du dich auf den erschöpften, ich nehm den Großen!" Immerhin war Chankyu noch fit. Er drehte dem durch Adrenalin aufgedrehten Kerl den Rücken zu. Noch wusste er nicht, dass diese lebhafte unstete Art, zum Charakter gehörte, sondern schob es auf die Situation. Mit dem anderen Vampir im Rücken vermieden sie so, dass die Jäger sie aus einer besseren Position erfassen konnten und hatten so den Vorteil des Frontalangriffs. Als der unbekannte nun meinte sie sollten Spaß haben, drückte sich Chankyu weg, zog sich an einem Baum hoch und machte den Mensch aus.

Ein rücksichtsloser Kampf entbrannte. Er war eindeutig stärker als der Mensch, auch wenn der bewaffnet war. Aber der Koreaner war stärker, schob den anderen mit Leichtigkeit durch den Wald. Ein paar Blessuren trug er aber schon davon, denn immerhin war der Mensch bewaffnet. Aber nach einem sehr intensiven Handgemenge war röchelte der Jäger. Chankyu drückte ihn gegen einen Baumstamm, ein Ast steckte in ihm und der Vampir hatte mit einem Biss die Halsschlagader geöffnet. Mach einem Moment, ließ er von seinem Opfer ab und sah sich nach dem aufgedrehten Spring ins Feld um. Er hatte auch die Geräusche des anderen Kampfs gehört, aber nicht verfolgt. "Wo bist du, Großer?" fragte er, blieb aber auf der Hut ob des zweiten Jägers.

Er hatte keine Zeit sich um den Kampf des fremden Mitstreiters zu kümmern. Denn auch wenn dieser kleine Wicht von Jäger erschöpft wirkte, so hatte er es Faustdick hinter den Ohren. Vielleicht trieb ihn auch eine tüchtige Portion Adrenalin an, doch so einfach wie Louis es sich vorgestellt hatte war es nicht. Er hatte gut zu tun mit der Wendigkeit des Gegners und steckte ordentlich was ein. Eine recht tiefe Wunde an seiner linken Seite ließ ihn knurrend der Bewegung des Jägers folgen bis dieser in die Enge getrieben von hohen Bäumen mit dicken Stämmen keinen Ausweg fand und sein Leben gegen Louis Dämonen verlor.

Als sein Rausch vom Kampf verebbte hörte er die Stimme des Fremden und obwohl er sich mit dem Arm über die Lippen fuhr, hatte er eine leichte Blutspur an ihnen hängen. "Hier!" Rief er zurück, ging in die Richtung aus der er gerufen worden war und stieß kurz darauf auf den Anderen. "Danke." Schnaufte Louis, sich die Seite haltend grinsend. "Schön das du noch lebst." Es war ehrlich gemeint und Louis war sich durch aus bewusst das er die beiden Jäger alleine wahrscheinlich nicht überlebt hätte. Die meisten kleinen Wunden schlossen sich in wenigen Augenblicken, doch die Wunder an der Seite würde wohl eine Weile dauern. Louis lehnte sich gegen einen der Bäume hinter sich und stieß ein leises grollen aus. "Bist du okay?" Er musterte den Mann, sah wie sich auch bei ihm die oberflächlichen Wunden schlossen und wahr erleichtert.

Chankyu hörte die Stimme des anderen ein bisschen weiter im Dickicht. Mit langsamen Schritten kam er auf die Geräusche des anderen zu und nach einem Moment standen sie einander gegenüber. Der Fremde hielt sich die Seite, der Arm hatte eine Blutspur. Kyu war besser weg gekommen als sein Gegenüber, aber er war auch fitter in den Kampf gegangen. Er strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn. "Nichts zu danken. Die Welt ist besser mit weniger Jägern." erwiderte er und schnaubte leicht bei der Frage nach seinem Befinden. Der Koreaner schmunzelte unwillkürlich und nickte. "Ja, mach dir um mich keine Sorgen, Großer!" antwortete er und musterte ihn. Er umfasste sanft den Arm, mit dem sich der noch Namenlose die Seite hielt. Er zog sie weg und strich das Oberteil hoch, um sich die Wunde genauer zu beschauen. "Ich sollte dich fragen, wie geht es dir? Du brauchst einen Snack und Ruhe." Chankyu ließ die Hand von ihm los und musterte ihn. Normal würde er ihn sich selbst überlassen, aber etwas an diesem Blick hielt ihn aber davon ab zu gehen. "Hast du einen sicheren Unterschlupf?" stellte er dann die Frage, anstatt sich einfach abzuwenden.

Louis wehrte sich nicht mal als der Fremde ihm die Hand von der Seite schob und sich die Wunde an sah. Er hatte nicht die Energie und Lust stark zu sein. Das war nicht sein Wesen, auch wenn er das oft spielte. Sein Wesen war der kleine Chaot und das war dem Vampir auch durch aus bewusst. "Schhh..." Er zog die Luft scharf ein, als Luft an die Wunde kam. Wieso gab es zur dämlichen Ewigkeit nicht auch noch ein Schmerzlos Paket dazu? Das war doch Mist war das! "Mir gehts super! Könnte nicht besser sein, sieht man doch." Er klang schon wieder mehr er selbst. "2 Jäger weniger! Fehlen nur noch, keine Ahnung, zwei Millionen?" Er lachte trocken auf, nickte und hätte sich gerne vom Baum abgestoßen und taff da gestanden. Doch fühlte er sich dafür nicht fit genug. "Ich hab ne kleine Hütte, etwa vier Meilen in die Richtung." Er deutete in die Richtung aus der er gekommen war. "Die Hütte liegt auf der anderen Seite des Wasserfalls."
Nun löste er sich doch von dem Baum und stellte sich ein ganz kleines bisschen schwankend vor den Typen. "Ich bin Louis." Stellte er sich vor, eine mit Blut beschmutzte Hand ausstreckend um dem Fremden seine zu schütteln. "Und du?" Immerhin hatte er die Regel, Fremde wurden nur mit nach Hause gebracht wenn man wusste wie sie hießen. Louis sah sich um. "Die Natur wird sich um das hier kümmern, oder?" Fragte er, die eindeutigen Kampfspuren waren halt nicht zu übersehen. "Hier gibt es Wölfe und Bären und so..." Er grinste. "Meinst du die kümmern sich ums Aufräumen?"

Sarkasmus! Chankyu sprach fließend Sarkasmus weswegen er hörte, dass es dem Kerl nicht wirklich gut ging, aber gut genug, das er nicht tot umfallen würde. Deswegen nickte der Koreaner nur. "Es gibt 7 Milliarden Menschen, naja… wahrscheinlich eher 5 Milliarden, 2 Milliarden übernatürliche… ich würde schätzen das von den 5 Milliarden Menschen wohl eine Milliarden Jäger oder ähnliches sind!" antwortete er trocken. "Trotzdem sind zwei ein Anfang!"
Er wusste nicht einmal warum sie überhaupt redeten, warum blieb er noch hier? Warum sah er den anderen Kerl an.
"Ich hab einen Bungalow in der Stadt, der dürfte näher sein und… ich bin mir sicher, andere Jäger werden dich bei mir nicht suchen!" schlug er ihm vor, sah auf die Hand und dann wieder auf zu diesem… Louis. Jetzt lud er ihn noch ein, zu sich. Vorsichtig umfasste er seine Finger und drückte sie ganz leicht. "Chankyu!" antwortete er nur seinen Namen, ließ dann aber schnell die Hand wieder los. Zu… angenehm, war es diese Hand zu halten, weiche Haut zu fühlen. Um sich zu beherrschen schob er seine Hände in die Jackentaschen, wandte sich noch einmal um, betrachtete die Leichen. Ein Schulterzucken. "Vielleicht werden sie auch von Wanderern gefunden. Aber wenn das so weit ist, werden wir nicht mehr da sein… oder du bist so naiv, länger als noch eine Nacht zu bleiben!" brummte er distanziert. Er sollte sich umdrehen und gehen, wenn der andere mitkam dürfte er auf der Couch bleiben, wenn nicht, noch besser.