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Misery seeks company - Druckversion

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RE: Misery seeks company - Cain Monroe - 11-19-2024

Sie fand seinen Blick. Ein Monster. Ein Vampir. Ein Mädchen.
Und plötzlich ließ sie von ihm ab. Geradezu abrupt. Als würde sie mit sich kämpfen. War sie mehr als nur Gier nach Blut? Und wenn ja, was bedeutete das für andere Jagden?
Aber so weit dachte Cain in dem Moment gar nicht. Bezog es nicht aufs große Ganze. Außerdem… an ihren Lippen klebte immer noch sein Blut. Was ihn vielleicht retten würde?
Cain fühlte eine ganze Menge, sich aber definitiv nicht fine. Erst recht nicht, als der Trubel, der kurzzeitig wie in Verwirrung den Atem angehalten hatte, wieder einsetzte.

Vielleicht war es gut, dass er alles nur noch verschwommen mitbekam. Wie an ihr herumhantiert wurde. Dann wieder an ihm. Eine Spritze fand in seinen Arm. Dann tröpfelte man etwas in seinen Mund. Metallisch. Warm. Nachdem sie so viel von seinem Blut getrunken hatte, gab man ihm nun etwas von ihrem? Um zu verhindern, dass sein Körper völlig aufgab? Was, wenn er jetzt sterben würde? Würde er als Vampir erwachen oder als Werwolf?

Wieder griff man nach ihm, schleifte ihn vom Labor durch den Flur in ein Zimmer. „Just a precaution. You’ll stay here.“ For how long? Die Frage glänzte in seinem fiebrigen Blick. „If you survive the day…, at least till after the next full moon.“ Es war nur logisch. Sie mussten sicher gehen, dass es funktioniert hatte. Dass er nicht zum Ungeheuer wurde. Was aber einen guten Monat in der Zelle bedeuten würde. An einem Ort, der so viele Erinnerungen in ihm auslöste. Beklemmung.
Immerhin ließ man dann endlich von ihm ab. Cain krümmte sich. Was auch immer man ihm verabreicht hatte, es kämpfte gegen etwas in seinem Organismus. Es fühlte sich an, als würde er von innen heraus verbrennen.

Er konnte nicht länger auf den Beinen bleiben, rutschte auf den kalten Boden. Im Hintergrund bekam er weitere Geräusche im Flur mit. Man verwies die Vampirin in die Zelle neben ihm. Zum Runterkommen. Und beobachten. Was war sie? Eine von ihnen? Ein gezähmtes Monster? Auch wenn es mehrmals so ausgesehen hatte, als wären die Wissenschaftler nur einen Vampirzahn davon entfernt ihr nächstes Opfer zu werden…
Cain wusste nicht, wie lange die Prozedur ging. Wie lange er sich am Boden wandte. Irgendwann lag er nur noch still da. Verschwitzt. Elendig schwach. Frierend.
Er schaffte es nicht bis zur Pritsche. Aber immerhin in eine gegen die Wand lehnende Position. Und das… erinnerte ihn an etwas.
Es war absurd. Mal davon ab, dass neben ihm ein Vampir saß. Dann wiederum… sah man in ihm im Moment nicht einen Werwolf? Wieso fühlte er sich dann trotzdem irgendwie immer noch wie Cain? Die Welt, wie er sie kannte, stand Kopf.
Halb im Delirium, nicht wirklich bewusst, hatten seine Finger begonnen gegen die Wand zu tappen. Morse. You alright?


RE: Misery seeks company - Lilith Wheeler - 11-19-2024

Natürlich entschied man sie für den Augenblick ebenfalls hierzubehalten. Das Eis auf dem sich Lilith bewegte war verdammt dünn. Eine falsche Bewegung, der falsche Kommentar und die kleine Vampir-Bombe ging in die Luft. Aka ihre Zähne gruben sich in die nächste Halsschlagader. So genau ließ sich das einfach (noch) nicht vorhersagen. Ein Rätsel, vor dem die Wissenschaftler noch immer standen. Die erzielten Erfolge warfen ihren finsteren Schatten voraus. Angeblich hatte niemand damit gerechnet im Grunde war es ihnen auch egal, aber man war bemüht dem ganzen Abhilfe zu schaffen. Weil sie ein wichtiges Versuchskaninchen unentbehrliches Mitglied der Familie war.

Lilith warf sich auf die Pritsche, die trotz des geringen Gewichts unter der Belastung quietschte. Ein Geräusch, das sie früher schon nicht gemocht hatte, heute aber noch viel intensiver war. Sein Geruch, sein Blut, haftete noch immer an ihr. Man hatte ihr keine Zeit eingeräumt um sich die Hände zu waschen oder die Klamotten zu wechseln. Den Blick gen Zimmerdecke gerichtet, schob Lilith sich die Hand vor das Gesicht. Ihre Haut war mit roten Striemen überzogen. Ob er es schaffen würde? Hatte sie ihm am Ende doch zu viel Blut genommen? Stirnrunzelnd ließ das Vampirmädchen die Hand wieder sinken, legte sie neben der anderen auf ihrem Bauch ab. Als wäre sie zur letzten Ruhe gebettet wurden.

Das Klopfen an der Wand hätte Lilith bis vor kurzen wohl einfach überhört, so leise war es. Doch ihr geschärftes Gehör führte dazu, dass der Kopf sofort herumflog. War das...? Angestrengt starrte sie die gegenüberliegende Wand an. In etwa dort musste er sein. Aber war er auch er? Lilith spürte wie das kleine Mädchen erneut die Hand ausstreckte. Nein. Doch. Mit einem Mal lag sie nicht länger auf der Pritsche, sondern hockte vor der Mauer, die den jungen Mann von ihr trennte. Die Hand tatsächlich ausgestreckt und auf die kühle Oberfläche der Mauer gedrückt. Ihr Inneres zog sich zusammen. Was, wenn er es wirklich war? Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder in einer Zelle saß und der Junge nebenan plötzlich Morse-Zeichen sendete?

Bevor sie den Gedanken bis zum Ende gedacht hatte, tippte ihr Finger auch schon gegen die Wand. All good - kurze Pause - How do you feel? Lilith fühlte ein nie da gewesenes Kribbeln. In ihren Fingern, aber auch in ihrem Bauch. Konnte es wirklich sein...? Gebannt starrte Lilith die Wand an. Als würde er es bemerken und sich nicht so viel Zeit für eine Antwort lassen.


RE: Misery seeks company - Cain Monroe - 11-20-2024

Es dauerte einen Moment. In dem rein gar nichts geschah. Vielleicht sollte er sich einfach hinlegen. Ausruhen.
Doch dann… ein leises Tappen. Cain zählte mit. Übersetzte. Wie er sich fühlte? Eine Frage, die keiner der Wissenschaftler gestellt hatte. Sie waren es nicht anders gewohnt. Normalerweise arbeiteten sie im Labor mit Monstern. Mit Kreaturen wie ihr? Und bis sicher war, dass er sich nächsten Vollmond nicht in einen Mondanbeter verwandeln würde, würden sie ihn nicht (mehr) wie einen Jäger behandeln. Was richtig war. Sich nur trotzdem seltsam anfühlte. Mit den Forschern hatte er bisher zwar wenig zu tun gehabt, aber trotzdem waren sie eigentlich gewissermaßen Kollegen… Ob man Alec mal runter lassen würde? Um zumindest durch das Fenster mit ihm sprechen zu dürfen? Wollte Cain überhaupt, dass sein kleiner Bruder ihn in dem Zustand sah?

Seine Finger bewegten sich wieder über die Mauer. A bit drained. Kam der Galgenhumor über Morse überhaupt durch? Es sollte kein Vorwurf gewesen sein. Mehr… fühlte er sich allgemein ausgelaugt. Weshalb er ein Thank you nachschob.
Wie wahrscheinlich war es, dass Experimente hier Morse lernten? Wohl sehr gering. Langsam kehrte Ruhe im Flur ein. Das Licht wurde gelöscht. Die Wissenschaftler verschwanden in andere Etagen. Cains Körper bebte noch immer. Da war der Gedanke zur Pritsche zu kriechen und sich zumindest die Decke zu holen. Aber…

Waren sie wirklich (beide) wieder hier? Oder auch… immer noch? Dieses Mal verließen die Worte nicht seine Fingerkuppen, sondern Lippen. „So you… never got out?“ Der kleine Junge damals war überzeugt gewesen, dass auch sie nur von irgendetwas geheilt werden musste. Aber jetzt, wenn er es mit dem Wissen von heute verglich, dann… Er war eine Ausnahme gewesen. Normalerweise befanden sich keine menschlichen Patienten hier unten. Aber sie war älter geworden. Sie war damals noch kein Vampir gewesen, oder? Außer es hätte sich um eine geborene Blutsaugerin gehandelt. „I didn't know..." Und wenn er hätte, hätte das etwas geändert? Dem damals Achtjährigen hätte doch sowieso niemand zugehört...


RE: Misery seeks company - Lilith Wheeler - 11-20-2024

Lilith Mundwinkel zuckten unschlüssig. Sollte sie seine Worte mit Humor nehmen oder steckte weitaus mehr dahinter? Sie wollte nicht daran schuld sein, wenn er es nicht schaffte. Ein Gedanke, der ihr ein Gefühl von Enge in den Brustkorb zauberte.
Sein Dank schaffte nur minimale Linderung. Auch weil sie lediglich getan hatte, was von ihr verlangt wurden war. Eine Leichtigkeit, wenn die eigenen Instinkte nach nichts anderem lechzten. Vielleicht war sie am Ende sogar ihm einen Dank schuldig. Er hatte geschafft, woran die Wissenschaftler verzweifelten. Sie stoppen.

Stumm verharrte das Vampirmädchen auf ihrer Seite der Mauer. Draußen verhallten auch die letzten Schritte. Das Licht erlosch. Früher hatte sie die Dunkelheit gefürchtet.
Lilith ließ sich seitlich gegen die Mauer sinken. Ihre Fingerkuppen erkundigten die Unebenheiten darauf. Ob sie nie hier raus gekommen war? Auf die Frage blieb sie ihm eine Antwort schuldig. Die lag ja schließlich auf der Hand. Bis vor kurzem hätte sie darüber noch geflucht und all das hier verteufelt. Doch die Dinge hatten sich geändert.

Sie hatte sich geändert. Im Verborgenen zuckte Lilith mit den Schultern. Woher hätte er es wissen sollen? Und was genau hätte das ändern sollen? "I'm fine" versicherte sie ihm durch die Wand hindurch, die Handfläche flach aufgedrückt. "They gave me this life. It's a miracle that it worked." Der Stolz darüber schwang in ihrer Stimme mit. All die vielen erfolglosen Eingriffe; am Ende hatten sich die Qualen ausgezahlt. "Now I can help. I am no longer a weak human being." Das kleine Mädchen wollte protestieren. Dass an ihr nichts falsch gewesen war. Aber Lilith wusste darüber hinwegzusehen.

Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen. "They will train me. Show me what I need to know." Was sie nicht sah, nicht sehen wollte - man würde sie genauso benutzen wie es bisher gewesen war. Ein bisschen anders, idealerweise weniger schmerzvoll, aber frei würde sie nicht sein.